Naturschutz:Kritik am Fischotter-Projekt

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Fischotter sind geschickte Schwimmer, aber auch gefräßig. Einer vertilgt bis zu 1,2 Kilogramm Fisch am Tag. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

BN sieht für das Fangen und Töten der Tiere keinen Grund

Von Christian Sebald, München

Erstmals seit Jahrzehnten sollen in Bayern wieder Fischotter eingefangen und getötet werden. Die Regierung der Oberpfalz hat dieser Tage ein Pilotprojekt genehmigt, für das im Umkreis von drei Fischzuchtanlagen jeweils zwei Fischotter-Männchen in Fallen gefangen und anschließend erschossen werden sollen. Das Pilotprojekt soll dazu dienen, Erfahrungen mit der Jagd auf die streng geschützten Tiere zu sammeln. Denn künftig, so hat es der Landtag im Jahr 2013 beschlossen, sollen im Umfeld von Teichanlagen auch das Fangen und Töten von Fischottern möglich sein, wenn die Tiere in den Teichen hohen Schaden anrichten und diese nicht anders vor den Raubtieren geschützt werden können. Ein Fischotter frisst am täglich bis zu einem Kilogramm Fisch, Amphibien, Wasservögel und andere Tiere, deren er habhaft wird.

Die Naturschutzverbände, die sich massiv gegen das Pilotprojekt zur Wehr gesetzt haben, verurteilen die Entscheidung der Bezirksregierung. "Wir lassen eine Klage prüfen", kündigt Christine Margraf vom Bund Naturschutz (BN) an. Aus ihrer Sicht bricht das Pilotprojekt deutsches und europäisches Naturschutzrecht. Besonders empört Margraf, dass die eingefangenen Tiere getötet werden. "Dafür gibt es keinen Grund", sagt Margraf. "Man könnte die Tiere an Zoos oder ähnliche Einrichtungen abgeben." Als Beispiel nennt sie das "Europäische Zuchtprogramm Fischotter". "Das Projekt braucht dringend genetische Auffrischung durch neue Otter", sagt Markgraf. "In der Anlage sind Gehege frei, dorthin könnte man die eingefangenen Männchen jederzeit bringen."

Der CSU-Landtagsabgeordnete Alexander Flierl, der auch Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberpfalz ist, spricht dagegen von einem "wichtigen Schritt der Bezirksregierung". Gerade in Ostbayern richteten die Fischotter inzwischen so massive Schäden an, dass immer mehr Teichwirte aufgeben wollten, wenn nicht wirksame Schritte gegen die gefräßigen Räuber unternommen werden. Darauf verweist auch die Bezirksregierung. Zwischen 2016 und 2018 seien die Fischotterschäden bayernweit von 280 000 Euro auf mehr als eine Million Euro nach oben geschnellt. In der Oberpfalz hätten sie sich von 201 000 Euro auf 570 000 Euro mehr als verdoppelt. Zugleich betont die Bezirksregierung, dass Fischotter nur in Ausnahmefällen, als "Ultima Ratio", gefangen und getötet werden sollen, wenn alle anderen Schutzmaßnahmen der Fischteiche versagt haben.

Wirksamster Schutz vor den Fischräubern sind bislang Elektrozäune. Sie sind allerdings teuer und nur für kleine Teiche geeignet. Sagen zumindest die Teichwirte. Außerdem sind sie ein großer Aufwand. Allein schon, weil sie täglich kontrolliert werden müssen. Gerade für weitläufige Fischzuchtanlagen brauche man deshalb dringend eine Alternative zu den Zäunen, sagen die Teichwirte. Die Naturschützer dagegen sind überzeugt, dass die umstrittenen Entnahmen, wie das Fangen und Töten von Fischerottern offiziell heißt, den Teichwirten nicht helfen werden. In der Oberpfalz gebe es inzwischen wieder so viele Fischotter, dass jedes frei werdende Revier sofort von einem neuen Männchen besetzt werde. Für die BN-Frau Margraf steht fest, dass mit dem Pilotprojekt "einzig die Jagd auf Fischotter wieder salonfähig gemacht werden soll".

© SZ vom 25.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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