Naturschutz:Die CSU hat einen neuen Feind: den "Problembiber"

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  • Biber und Kormoran sind streng geschützte Arten - doch die CSU will den Schutz aufweichen.
  • Die Tiere sind in den vergangenen Jahren in Bayern wieder heimisch geworden und richten große Schäden an.
  • Zunächst will die CSU die Artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnungen um zehn Jahre verlängern.

Von Christian Sebald, München

In der Landtags-CSU gibt es Bestrebungen, den Schutz des Bibers und des Kormorans weiter aufzuweichen. Die Bestände beider streng geschützten Arten hätten sich so gut entwickelt, dass sie in etlichen Regionen hohe Schäden anrichteten, sagt der CSU-Abgeordnete Klaus Steiner. "Allein 2016 wurden bayernweit Biber-Schäden in Höhe von mehr als 600 000 Euro gemeldet - die tatsächlichen jährlichen Schäden dürften aber in Millionenhöhe liegen." Steiners Forderung: "Längerfristig muss man über den Schutzstatus von Kormoran und Biber nachdenken."

In einem ersten Schritt verlangt die Landtags-CSU eine Verlängerung der Artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnungen, nach denen Biber und Kormorane eingefangen und getötet beziehungsweise gejagt werden dürfen, wenn sie in einem Gebiet besondere Schäden anrichten. Beide Verordnungen laufen im Juli 2017 aus. Nach dem Willen der Landtags-CSU sollen sie nun bis 2027 gelten.

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Die Rückkehr der Biber ist eine der wenigen großen Erfolgsgeschichten des Naturschutzes im Freistaat. Einst lebten die Nager an beinahe jedem Bach und Fluss hierzulande. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie ausgerottet - ihr Fleisch, das Fell und vor allem das Bibergeil, ein fetthaltiges Sekret, mit dem die Nager ihr Fell reinigen und ihre Reviere markieren, waren so begehrt, dass die Tiere erbarmungslos gejagt wurden. Erst in den Siebzigerjahren wurden wieder welche angesiedelt. Heute leben etwa 18 000 Biber in Bayern.

Der Kormoran hatte ein ganz ähnliches Schicksal wie der Biber. Der fast gänsegroße, schwarzgefiederte Wasservogel mit dem markanten hakenförmigen Schnabel war einst ebenfalls weit verbreitet. Weil er ein Fischfresser ist, wurde er bejagt, wo immer Bauern und Fischer ihn antrafen. In Bayern galt er seit den Zwanzigerjahren als ausgerottet.

Dank der europäischen Vogelschutzrichtlinie von 1979 erholten sich die Bestände an der Nord- und der Ostsee. In den Siebzigerjahren zogen wieder Tiere nach Bayern. Derzeit leben 500 bis 600 Brutpaare im Freistaat. Die Zahl der Kormorane von der Nord- und Ostsee, die die kalte Jahreszeit hier verbringen - ist freilich sehr viel höher. Sie pendelt zwischen 6500 und 7500 Tieren.

Große Schäden durch Dämme und gefräßige Vögel

Bauern und Fischer beklagen schon seit vielen Jahren, dass Biber und Kormoran massive Schäden anrichten - die einen mit ihren kunstvollen Burgen und Dämmen auf Feld und Flur, die anderen mit ihrer Gefräßigkeit in der Fischwelt. Da nützt es nichts, dass Freistaat und Naturschutzverbände ein ausgetüfteltes Management eingerichtet haben, Schäden ersetzt werden und Jahr für Jahr per Ausnahmeverordnung zahlreiche "Problembiber" und "Problemkormorane" getötet werden. Bei den Bibern summiert sich die Zahl auf 1300 bis 1400 pro Jahr. Bei den Kormoranen sind es zwischen 7000 und 8000, was der Gesamtzahl der Überwinterer entspricht.

Bei den Naturschutzverbänden hat man denn auch wenig Verständnis für den Vorstoß aus der CSU, den Schutz für beide Arten weiter aufzuweichen. "Denn es ist ja nicht so, dass nichts gegen Biber und Kormorane unternommen wird, wenn sie Schäden anrichten", sagt Norbert Schäffer, der Chef des Vogelschutzbundes LBV. "Wir haben da schon große Zugeständnisse gemacht und sind gewillt, es weiter zu tun."

Schon vor einiger Zeit hätten der LBV und die anderen Naturschützverbände Umweltministerin Ulrike Scharf signalisiert, eine Verlängerung der Artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnungen zu akzeptzieren - "auch wenn es uns ans Mark geht, wenn damit jedes Jahr einige tausend im Prinzip streng geschützte Tiere zur Tötung frei gegeben werden".

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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