Nach Zugunglück:Forderung nach moderner Technik

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Ministerin verlangt von Bahn mehr Sicherheit

Wenige Tage nach dem schweren Bahnunglück in Aichach in Bayerisch-Schwaben mit zwei Toten und 14 Verletzten sind noch viele Fragen offen. So war auch am Donnerstag noch unklar, warum der Güterzug und der Passagierzug der Bayerischen Regiobahn (BRB) auf demselben Gleis unterwegs waren. Offen blieb auch, welchen Fehler der 24 Jahre alte Fahrdienstleiter gemacht haben soll. Die Ermittlungen liefen, hieß es dazu von der Polizei. Die Kripo geht davon aus, dass menschliches Versagen zu dem Unglück geführt hat. Eine technische Ursache schließen die Beamten aus. Am Montagabend war wenige Hundert Meter vom Aichacher Bahnhof entfernt eine Regionalbahn auf einen stehenden Güterzug geprallt. Der 37 Jahre alte Lokführer des Personenzuges und eine 73 Jahre alte Passagierin starben, 14 Fahrgäste wurden verletzt. Gegen den Fahrdienstleiter wurde ein Haftbefehl erlassen, allerdings außer Vollzug gesetzt, da aus Sicht der Behörden keine Fluchtgefahr besteht. Der 24-Jährige braucht deshalb vorläufig nicht ins Gefängnis, muss sich aber an Auflagen des Gerichts halten.

Der Fahrgastverband Pro Bahn geht davon aus, dass der tödliche Unfall mit modernen Signalanlagen im Stellwerk möglicherweise verhindert worden wäre. Bayerns Verkehrsministerin Ilse Aigner forderte von der Bahn mehr Sicherheit auf allen Strecken. "Der Schienenverkehr muss auch in einem Flächenland wie Bayern sicher bis in den hintersten Winkel sein", sagte die CSU-Politikerin am Mittwoch in München. Am Bahnhof Aichach gibt es ein klassisches mechanisches Hebelstellwerk - wie gut jedes vierte Stellwerk in Deutschland. Bewegt der Fahrdienstleiter einen der Hebel, ziehen Drahtseile die Weiche in die richtige Position. Ob das Gleis frei ist, sieht der Fahrdienstleiter vom Stellwerk aus. "Die Stellwerkstechnik ist historisch gewachsen", teilte eine Bahn-Sprecherin mit. Die Bahn habe eine Reihe von unterschiedlichen Stellwerksgenerationen im Einsatz. "Alle Stellwerke sind für einen sicheren Eisenbahnbetrieb durch die zuständigen Behörden zugelassen. Dafür sorgen regelmäßige Wartungs- und Inspektionsfristen." Perspektivisch setze die Bahn auf die Digitalisierung der Leit- und Sicherungstechnik, um einen einheitlichen Standard im gesamten Netz zu etablieren.

Der Fahrgastverband Pro Bahn wünscht sich dagegen mehr Investitionen in das Schienennetz. "Das Stellwerk in Aichach ist ja noch aus Kaisers Zeiten", sagte der langjährige Bundesvorsitzende des Verbandes, Karl-Peter Naumann. "Da muss man letztlich der Politik einen Vorwurf machen, dass sie nicht gesagt hat, wir investieren das Geld in moderne Sicherheitstechnik bei der Bahn und nicht nur auf der Straße." Unterdessen waren die Aufräumarbeiten auf der Strecke zwischen Ingolstadt und Augsburg am Mittwoch abgeschlossen und die Züge rollten wieder.

© SZ vom 11.05.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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