Nach Missbrauchsvorwurf:Stadtrat Grab erstattet Anzeige wegen Verleumdung

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Im Visier: Peter Grab, im Stadtrat für die Wählergruppe Pro Augsburg, bestreitet eine Vergewaltigung, nicht aber den Kontakt zu der Frau. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Er soll eine Frau mit K.-o.-Tropfen betäubt haben: Nun erstattet der Augsburger Stadtrat Peter Grab selbst Anzeige gegen die Frau - wegen Verleumdung und übler Nachrede. Die Vorwürfe werden auch zu einer politischen Zerreißprobe.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Der Augsburger Stadtrat und ehemalige Dritte Bürgermeister Peter Grab startet einen Gegenangriff gegen jene Frau, die ihm per Strafanzeige und via Internet Vergewaltigung vorwirft. "Herr Grab wird Anzeige erstatten wegen übler Nachrede und Verleumdung", kündigte Grabs Anwalt Dominik Hofmeister am Montag an. Die Frau wirft dem Politiker der Wählergruppe Pro Augsburg vor, er habe sie in seiner Wohnung mit K.-o.-Tropfen betäubt und dann sexuell missbraucht. Zudem berichtete sie in einem Internetblog, Grab habe Drogen konsumiert.

Peter Grab räumt den Kontakt zu der Frau ein, betont aber: "An den Missbrauchs- und Drogenvorwürfen ist absolut nichts dran." Grab wird nach Angaben seines Anwalts außerdem den Betreiber des Internetblogs anzeigen. "Wegen Beleidigung", sagt Hofmeister, ohne Details zu nennen. Zudem versuchen Grab und sein Anwalt per Antrag auf einstweilige Verfügung, eine Löschung des Artikels zu erwirken. Eine Entscheidung des Landgerichts Augsburg hierüber wird am Dienstag erwartet.

Intime Details über das vermeintliche Rendevouz

Unabhängig von der juristischen Aufarbeitung der Vorwürfe beeinflusst die Affäre das politische Leben der Stadt. Obwohl es bei derzeitigem Stand der Dinge durchaus möglich ist, dass sich die Vorwürfe gegen den 56-Jährigen als unhaltbar herausstellen, müssen Grab und seine Gruppierung befürchten, dass ihr Ruf nachhaltig ramponiert wird. Zumal die Frau im Internet nicht nur strafrechtliche Vorwürfe erhebt, sondern auch höchst intime Details über das vermeintliche Rendezvous preisgibt, die Grab nicht dementiert.

Im Visier: Peter Grab, im Stadtrat für die Wählergruppe Pro Augsburg, bestreitet eine Vergewaltigung, nicht aber den Kontakt zu der Frau. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Grab war in den vergangenen zwei Wahlen der unangefochtene Frontmann von Pro Augsburg. Einige Mitglieder des bürgerlich-konservativen Vereins sind nun alles andere als begeistert über die Eskapaden Grabs, der neben seinem Stadtrats-Mandat auch noch als Geschäftsführer der Fraktion angestellt ist. "Logischerweise muss er zunächst beide Ämter ruhen und sich beurlauben lassen", fordert der ehemalige Pro-Augsburg-Stadtrat Rolf Harzmann. Keine Frage: Die Affäre Grab ist für Pro Augsburg eine Zerreißprobe, die die politische Existenz des Vereins gefährden kann.

Kein Ausschluss Grabs

2008 war die Wählergruppe triumphal ins Rathaus eingezogen - mit sechs Stadträten und Peter Grab als Kulturreferenten und Dritten Bürgermeister. Nach sechs Jahren an den Schalthebeln der Macht wurde Grabs Team bei der Wahl 2014 auf drei Stadträte zurückgestutzt. Je länger die Affäre andauert, desto mehr Bürger könnten sich abwenden. Doch mit einem Ausschluss Grabs ist zunächst nicht zu rechnen. Denn sollte er aus der Fraktion ausscheiden, würde Pro Augsburg seinen Fraktionsstatus verlieren und Ausschusssitze abgeben müssen.

Wohl auch deshalb teilte Pro Augsburg in einer ersten Stellungnahme zur Affäre mit: "Herr Grab ist bis auf Weiteres Mitglied der Fraktion und Stadtrat." Fraktionschefin Beate Schabert-Zeidler sagt allerdings auch: "Diese Geschichte ist sicherlich eine Belastung für Pro Augsburg." Fraktionskollege Rudolf Holzapfel äußert sich dagegen betont gelassen: "Ich bin liberal genug, um mich nicht in Privatangelegenheiten einzumischen. Ich sehe überhaupt keinen Grund, ihn hinauszuwerfen."

© SZ vom 04.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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