Mitten in Bayern:Vom Untertanengeist

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In der Causa Eigentümerfamilie von und zu Egloffstein in Pappenheim machen das Landesamt für Denkmalpflege und auch das Kultusministerium keine allzu gute Figur. Dabei geht es um wenigstens eine Million Euro

Von Uwe Ritzer

Ein Jahr tobt er nun, der Kampf um das Schloss und vier Quadratmeter Straße in Pappenheim. Die Stadt verlangt von der Eigentümerfamilie von und zu Egloffstein Städtebaufördermittel zurück, weil die mit dem Steuergeld Gott weiß was renoviert hat, nicht aber, wie vertraglich vereinbart, die gammelige Schlossfassade zum Marktplatz. Als Retourkutsche wollen die Egloffsteins allen Ernstes vier Quadratmeter mitten in einer Straße einzäunen, die ihnen eines Versehens wegen gehören.

Die Provinzposse ist zwischenzeitlich zum Politikum gereift, bei dem Bayerns oberste Denkmalpfleger ihre Glaubwürdigkeit verspielen. Der Landesdenkmalrat etwa duckt sich weg, anstatt seinen Vize-Vorsitzenden Albrecht Graf von und zu Egloffstein an seine Vorbildfunktion zu erinnern. Das Landesamt für Denkmalpflege, sonst gerne auch mal kleinlich, schweigt vielsagend, und auch das Kultusministerium tut sich schwer.

Dabei geht es nicht nur um fragwürdig verwendete Städtebaumittel, sondern auch um eine Million Euro aus bayerischen Denkmaltöpfen an die Egloffsteins. Am 21. Juni sagte Kultusstaatssekretär Bernd Sibler im Landtag, man prüfe die Verwendung der Million und das dauere noch bis Juli. Im Juli war von September die Rede. Mitte Oktober braucht das Ministerium auf Nachfrage tagelang um herauszufinden, dass es nicht weiß, wie lange noch geprüft wird. Das weckt kaum Vertrauen dahingehend, dass für den in der Münchner Nomenklatura hofierten Egloffstein dieselben Spielregeln gelten wie für alle Denkmaleigentümer. Echten Untertanengeist demonstrierte gar die mittelfränkische Regierung, deren Präsident angeblich persönlich zwischen Stadt und Egloffsteins vermitteln wollte. Als sich die Streithähne in Ansbach trafen, saß aber kein Präsident da, sondern ein Beamter. Der soll als Kompromiss vorgeschlagen haben, die Stadt solle dem Grafen nachgeben.

Während noch unklar ist, ob sich nun der Oberste Rechnungshof einschaltet, gehen in Pappenheim die Spielchen weiter. Verhandlungen über die von Blockade bedrohten vier Quadratmeter Straße stehen an. Erst kurz vorher stellte sich heraus, dass ein Egloffstein sie inzwischen einem anderen Egloffstein übertragen hat.

© SZ vom 23.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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