Mitten in Bayern:Vom Fahrtwinde verweht

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Auf so einem Autodach kann man allerhand liegen lassen. Geldbeutel, Handys, Stöckelschuhe. Ach, hätte man doch ein Auto ohne Dach!

Von Heiner Effern

Eigentümer eines Cabriolets, das muss man als Fahrer eines Autos mit unbeweglichem Dach einräumen, haben diesen Sommer alles richtig gemacht. Seit Wochen lassen sie sich den Wind um die Nase wehen, während andere mit der Hitze in ihren Blechkisten kämpfen. Gut, manchem Cabrio-Lenker mag die Sonne zu lange direkt auf den Kopf gebrannt haben, wie man an überheblichem Getue im Verkehr festzustellen meint, doch das ist eine andere Geschichte. Hier soll es um einen Vorteil der Cabrios gehen, der weit übers Nase-in-den-Wind-halten hinausgeht.

Ein 34 Jahre alter Mann aus Österreich hätte sich zum Beispiel einen riesigen Schreck erspart, wenn er ein solch sommerliches Auto hätte. Er tankte auf der A 8 Richtung München an der Raststätte Hochfelln Nord im Chiemgau. Anschließend legte er kurz seinen Geldbeutel ab, fuhr weiter bis Nürnberg, um von dort umgehend die Polizei zu alarmieren. Richtig, man ahnt schon, wo er seine Börse deponiert hatte: auf dem Autodach. Kein Einzelfall übrigens, die Zeitungen sind voll von Autodach-Verlusten. Neben Geldbeuteln sind Handys beliebt, Handtaschen, Kaffeebecher, Fotoapparate und ja, auch Goldschmuck oder Stöckelschuhe wurden auf diese Weise verloren. Natürlich gibt es im Netz auch Fotos von fahrenden Autos, auf deren Dach angeblich ein Hund vergessen wurde. Anders als beim früheren US-Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney, der als junger Vater den Hund bewusst im Transportkorb aufs Dach geschnallt hatte, weil seine fünf Kinder schon im Chevy saßen. Der Hund wusste sich zu wehren: Er soll den Romneys aus seiner beschissenen Lage eindeutige Grüße auf die Autoscheiben geschickt haben.

Nun aber zurück zu den Geldbeutel-Verlierern. Erstaunlich oft für Nicht-Cabriofahrer sind in den Geldbörsen Tausende Euro drin beziehungsweise drin gewesen. Beim Mann aus Österreich übrigens auch, wie die Beamten der Verkehrspolizei in Traunstein feststellten. Sie suchten für ihn im Dunklen den Rand der A 8 nahe der Tankstelle ab. Sie fanden nicht nur die fast leere Börse, sondern im Grünstreifen Schein um Schein. Naja, wenigstens sind sie nicht auch noch in einem dieser Cabrios gelandet. So viel Glück hat niemand verdient.

© SZ vom 12.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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