Mitten in Bayern:Noch zwei Jahre bis zum Mond

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Fahren und laufen: Wie sich die CSU-Spitzenpolitiker den Bürgern nähern

Kolumne Von Wolfgang Wittl

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder soll sich ja hin und wieder diversen Beanstandungen ausgesetzt sehen. Eines werfen ihm aber nicht mal seine härtesten Gegner vor: fehlenden Fleiß. Schon nach seinen ersten hundert Tagen im neuen Amt legte Söder einen Nachweis seiner beeindruckenden Kondition vor: 300 Termine habe er absolviert, 40 000 Kilometer im Dienstwagen zurückgelegt. Das ist einmal rund um die ganze Erde. Falls Söder seinen Schnitt gehalten hat, steuert er inzwischen stramm auf 55 000 Kilometer zu. Gut zwei Jahre noch, dann hat er die Entfernung bis zum Mond geschafft. Dass ihn übelmeinende Kritiker ohnehin am liebsten dort oben sähen, ist wieder ein anderes Thema.

In der CSU gibt es natürlich niemanden, der es an Reichweite mit dem Spitzenkandidaten aufzunehmen vermag, obwohl es an Dienstwagen nicht mangelt. Auch die acht ehrenamtlichen Beauftragten der Staatsregierung haben eine eigene Limousine oder dürfen den staatlichen Fuhrpark nutzen. Mit Söder mitzuhalten, ist trotzdem ein aussichtsloses Unterfangen. Und so hat sich der Bürgerbeauftragte Klaus Holetschek bewusst für einen völlig anderen Weg entschieden.

"Um zu erfahren, wo Sie der Schuh drückt" - so steht es in seiner Stellenbeschreibung. Am Dienstag kümmerte sich Holetschek um die Träger von Laufschuhen. Beim Münchner Sommernachtslauf schickte er sich selbst ins Rennen, ausweislich seiner eigenen Pressemitteilung offenbar mit großem Erfolg. "Neben dem sportlichen Aspekt" seien "die Anliegen und Wünsche der Teilnehmenden im Vordergrund" gestanden. Klaus Holetschek werde "somit seinem Versprechen gerecht, stets und bei jeder Gelegenheit für die Belange der Bürgerinnen und Bürger ,auf dem Laufenden' zu sein".

Holetscheks Fazit fällt angenehm zurückhaltend aus: Der "rege Zulauf von Interessierten" habe ihn begeistert, "locker ins Gespräch zu kommen, ist selbst in einer sportlichen Umgebung möglich". Insbesondere die eigens gestalteten Lauf-Shirts (Motto: "Für Ihr Anliegen stets in Bewegung") seien "positiv" aufgefallen und hätten das Gespräch immer wieder auf das Amt des Bürgerbeauftragten gelenkt. Was soll man sagen? Täglich so ein Rennen, schon hat Holetschek in 210 Jahren den Mond erreicht. Läuft!

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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