Mitten in Bayern:Mitleid mit den Falschen

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Nach der Wahl in Thüringen gibt es viele Tipps für die Politiker, wer mit wem koalieren soll. Von einem früheren CSU-Abgeordneten kommt ein ungewöhnlicher Ratschlag. Der auf nicht viel Gegenliebe stoßen dürfte

Kolumne von Katja Auer

Gewisse Dinge sind in Bayern weniger kompliziert als anderswo, die Politik zum Beispiel. Im Freistaat wird - immer noch - die CSU gewählt, mal mit absoluter Mehrheit, mal mit einfacher, im zweiten Fall sucht sie sich eben einen Koalitionspartner. Zurzeit sind es die Freien Wähler, das ist einfach, weil die Aiwanger-Partei so gerne mitregiert, dass sie recht gut zu handhaben sind.

Da haben sie es in Thüringen schon schwerer. Zwar hat der Ministerpräsident mit seiner Partei eine Mehrheit, kriegt deswegen aber noch lange keine Koalition zusammen. Und dann noch die schlauen Ratschläge von draußen. Die Linken möchten sich doch mit der CDU zusammentun, lautet einer, die CSU rät der Schwesterpartei, das auf keinen Fall zu tun. Andere empfehlen der FDP, ein Bündnis aus Linken, SPD und Grünen zu unterstützen. Nur die AfD ist raus.

Und das ist auch gut so, möchte man einen früheren Berliner Oberbürgermeister zitieren, mit den Rechtsaußen der deutschen Politik will niemand zusammenarbeiten. Die CSU übrigens auch nicht, das hat Parteichef Markus Söder gerade erst wieder betont. Nur sehen das offenbar nicht alle so. Nun meldet sich der frühere Landtagsabgeordnete Konrad Kobler im Bayerischen Rundfunk zu Wort, den es "stört, dass man immer auf die AfD eindrischt". Eine Zusammenarbeit schließt er nicht aus. "Auch die AfD kann sich mittelfristig ändern."

Danach sieht es gerade allerdings nicht aus, wer der AfD im bayerischen Landtag zuhört oder schon mal einen Parteitag besucht hat, der erlebt wenig Inhalt, dafür Streit, Selbstmitleid und rechtspopulistisches Geschwätz. Es müsse doch zu denken geben, wenn die Volksparteien CDU und SPD - wie in Thüringen geschehen - nur noch ein Drittel der Stimmen bekommen, sagte Kobler. Ja, das muss es, aber sicher nicht, indem sich die anderen Parteien den ideologischen Unsinn der AfD zu eigen machen.

An die Grünen erinnert Kobler, die hätte Franz Josef Strauß als "Übergangserscheinung" betrachtet. Waren sie nicht. So könne es auch mit der AfD gehen. Das mag sein, von Koalitionen muss dennoch keine Rede sein. Zur Zusammenarbeit mit den Grünen hat Kobler übrigens nichts gesagt. Dabei treibt das in der CSU vermutlich viel mehr Leute um.

© SZ vom 30.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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