Mitten in Bayern:Kompetent, aber männlich

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Der bisherige Umweltminister Marcel Huber gehört zu den prominentesten Opfern der Kabinettsumbildung. Nicht mal in der Fraktion findet sich ein Posten für ihn. Das liegt nicht an seiner Kompetenz. Sondern an Alter, Herkunft und Geschlecht

Kolumne von Wolfgang Wittl

Als Horst Seehofer vor zehn Jahren Ministerpräsident wurde, war seine erste Amtshandlung ein veritabler Kahlschlag. Mit großem Rumms entfernte er alle Minister jenseits der 60 Jahre, getroffen hat es fast das halbe Kabinett: die stellvertretende Regierungschefin Christa Stewens, Thomas Goppel und Otmar Bernhard, Josef Miller und Eberhard Sinner. Auch Erwin Huber und Günther Beckstein hatten mehr oder weniger freiwillig ihre Plätze geräumt, beide ersetzte Seehofer selbst - den einen in der Partei, den anderen an der Spitze des Freistaats. Man musste nicht in Politikwissenschaft promoviert haben, um die Botschaft zu verstehen. Ein Neubeginn musste her, die Älteren mussten deshalb weg.

Marcel Huber, ein 50-jähriger Staatssekretär, gehörte damals zu den Profiteuren. Er stieg bald zum Chef der Staatskanzlei auf, wurde Umweltminister und so etwas wie Seehofers Allzweckwaffe im Kabinett. Nun, zehn Jahre später, verlor er sein Ministeramt wieder. Und nicht mal stellvertretender Fraktionschef darf er jetzt mehr werden. So ist der Lauf der Politik? Ja. Ist das gerecht? Nein.

Huber gehört zu den beliebtesten und fähigsten Köpfen der CSU. Sein Karrierestopp lässt sich auf drei Gründe reduzieren: Alter, Herkunft, Geschlecht. Wichtige CSU-Politiker sahen in ihm noch am Wahltag einen Übergangsministerpräsidenten, sollte das Ergebnis schlechter sein als befürchtet und Markus Söder sich nicht halten können. Huber hätte sich an solchen Spekulationen nie beteiligt. Andere dachten sehr wohl über solche Sachen nach. Und nun reicht es nicht mal zum Fraktionsvize? Natürlich ist es wichtig, Frauen zu fördern, die Männerdominanz in der Politik wird sich sonst nie ändern. Dass die einzigen tauglichen Bewerberinnen nur in Oberbayern zu finden sind und für Huber in der großen CSU kein angemessener Platz mehr sein soll, ist jedoch schwer zu glauben.

Huber verkörpert vieles von dem, was der CSU bei der Landtagswahl so sehr fehlte: sympathische Bescheidenheit, ausgleichende Verbindlichkeit, ehrlicher Einsatz für Umwelt und Natur. Und wie seine eigenen Wahlergebnisse zeigen, genießt er das, was Politiker am meisten brauchen: das Vertrauen der Menschen. Die CSU wird ihr Vertrauen mit solchen Personalentscheidungen nicht steigern.

© SZ vom 20.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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