Mitten in Bayern:Kochen für die Kamera

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Fernsehkoch Alfons Schuhbeck mag es chic und er mag Fotografen. Bei der Landesausstellung in Aldersbach, wo er im Bierzelt das Catering macht, bekommt das mancher in den falschen Hals

Von Andreas Glas

Vor ein paar Wochen wurde in Aldersbach die Landesaussatellung eröffnet. Die Presse hat viele Fotos gemacht, zum Beispiel von Horst Seehofer. Das Motiv: Seehofer zieht an einer Kordel, um den Vorhang zu lüften, hinter dem das Originaldokument des 500 Jahre alten Reinheitsgebots liegt. Raus kam ein sehr lustiges Bild, weil der Ministerpräsident so kräftig gezogen hat, dass die Kordel abgerissen ist. Nach dem Rundgang durch die Ausstellung haben sie Seehofer dann eine Mass Bier in die Hand gedrückt, damit er mit der Lokalprominenz anstoßen kann und die Fotografen noch mehr schöne Bilder machen können. Alfons Schuhbeck hatte auf diesen Moment gelauert und quetschte sich eilig zwischen die prostenden Promis, damit auch er am nächsten Tag in den Zeitungen auftaucht. Posieren mit dem Ministerpräsidenten, "das gefällt ihm jetzt wieder, dem Alfons", spöttelte Karin Seehofer, die daneben stand und das Szenario beobachtete.

Natürlich gefiel ihm das, dem Fernsehkoch, der seine eigene Prominenz auch der Prominenz anderer zu verdanken hat, deren Nähe er systematisch sucht wie sonst kaum einer. In Aldersbach hat das gut funktioniert, weil Schuhbeck das Catering in einem Bierzelt macht, das die örtliche Brauerei eigens für die halbjährige Ausstellung aufgebaut hat. Doch statt sich über ein bisschen Glamour zu freuen, meckern die Bierzeltbesucher nur rum an der Speisekarte des Fernsehkochs. Schlechter Service, schmeckt nicht, zu teuer, sagen die Nörgler. Und außerdem lasse sich Schuhbeck fast nie in Aldersbach blicken.

Inzwischen hat offenbar auch der Aldersbacher Brauereichef die Nase voll. Er habe Schuhbeck aus dem Bierzelt geschmissen, schrieb die Lokalzeitung. Einen Tag später relativierte der Brauereichef: Man werde zwar das Gastro-Konzept ändern, aber Schuhbeck dürfe in Aldersbach bleiben. Wäre auch kleinlich gewesen, den Starkoch infrage zu stellen, nur weil ein paar dahergelaufene Nörgler zu geizig sind, 16,50 Euro für einen Schweinsbraten zu zahlen.

Alfons Schuhbeck lassen die Nörgler eh kalt. Die Lokalzeitung hat versichert, dass es für ihn in Aldersbach "weiterhin werbewirksame Auftritte" geben wird - und viele schöne Fotos.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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