Mitten in Bayern:Franken in der Nebenrolle

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Ha, schon wieder ein Beweis, dass die Franken im Freistaat komplett vernachlässigt werden. Man muss sich nur mal die Serien und Spielfilme im BR anschauen und die Minuten zählen! Die Franken-Präsenz ist unterirdisch. Da helfen nicht einmal die gefühlten tausend Wiederholungen von Veitshöchheim

Von Katja Auer

Lobgesänge hat sich Horst Seehofer vermutlich aus Franken erhofft, ein dankbares "passt scho" wenigstens, wenn er jetzt das ganze Gesundheitsministerium nach Nürnberg verlagert. Gibt sich der Ministerpräsident doch gerne als Frankenversteher, jedes Jahr fährt er zum Tag der Franken und sagt, dass Franken ein starkes Stück Bayern sei. Die Formulierung kann variieren, inhaltlich bleibt es sich gleich.

Und jetzt? Wieder nur Beschwerden. Diesmal zwar nicht über die Staatsregierung, sondern über den Bayerischen Rundfunk, aber die Kritik ist immer die gleiche: Benachteiligt werden die Franken, wenn nicht sogar unterdrückt. Der Fränkische Bund erhebt die Klage diesmal, wieder einmal, und hat dafür in mühevoller Kleinarbeit Beweise gesammelt. Die sind erdrückend. Die Vereinsfranken haben nämlich ein Jahr lang intensiv ferngesehen und dabei festgestellt, dass in allen Spielfilmen und Serien mit eindeutig regionalem Bezug, so das Kriterium, nur 0,97 Prozent Franken vorkommt. Noch weniger also als Erdbeeren in einem Erdbeerjoghurt.

Ganze 462 Stunden Altbayerisches hat der BR demnach gesendet. Allein die Serie "Dahoam is dahoam" hatte schon einen Anteil von 176 Stunden und 30 Minuten und da der Gastauftritt des fränkischen Heimatministers Markus Söder vor dem Beobachtungszeitraum lag, konnte er für die Franken nichts herausreißen. Verschwiegen haben die Kampffranken allerdings die gefühlt dreitägige Dauersendung aus Veitshöchheim zum Frankenfasching. Aber das ist ja kein Spielfilm. Bleibt also nur der Franken-Tatort, der wenigstens einmal wiederholt wurde, sodass er doppelt zählt. Zusammen mit dem Krimi "Bamberger Reiter" (eine Wiederholung) ergeben sich immerhin viereinhalb Stunden Fränkisches im Bayerischen Fernsehen.

Ein Drittel wäre angemessen, findet der Fränkische Bund, gemessen am Bevölkerungsanteil der Franken. Da bleibt wohl nur eine politische Entscheidung. Der Innenminister, ein Franke, könnte einwirken und die Polizeiinspektion 1 aus München nach Nürnberg verlagern. Das brächte den Franken immerhin 119 Stunden und 35 Minuten Sendezeit. Und dem Innenminister vielleicht einen Gastauftritt. Auf Fränkisch, versteht sich.

© SZ vom 03.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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