Mitten in Bayern:Der Herr Lohse von der FDP

Lesezeit: 1 min

Wenn ältere Männer in den Ruhestand gehen, klappt das nicht immer reibungslos. Besonders bei Politikern. Nun hat sich wieder einer dagegen entschieden: Wolfgang Heubisch von der FDP will wieder in den Landtag, vielleicht sogar als Spitzenkandidat

Von Katja Auer

Wenn ältere Leute ihre Rente antreten, Männer zumeist, ist das keine ganz unkomplizierte Angelegenheit, das ist spätestens seit Loriot bekannt. Dessen Heinrich Lohse war in der Wirtschaft tätig und kommt mit der plötzlichen Freizeit nicht zurecht. Vielen Politikern scheint es ähnlich zu gehen, besonders denen, die der Ruhestand unverhofft ereilt. Die einen arrangieren sich und reisen, kümmern sich um die Enkelkinder oder suchen sich ein Ehrenamt. Die anderen machen einfach weiter mit der Politik, ohne Amt dann zwar, aber dafür mit Erfahrung und dem Glauben an die eigene Unverzichtbarkeit ausgerüstet. Werden die einen zu Elder Statesmen, deren Rat gerne gehört wird, geistern die anderen als politische Wiedergänger durch die Talkshows, für die sich sonst kein Gast findet.

Den bayerischen Liberalen war weder das eine noch das andere vergönnt, seit sie 2013 aus dem Bundestag, dem Landtag und der Staatsregierung gewählt wurden und sogleich in der Bedeutungslosigkeit verschwanden. Dabei hat den FDP-Vertretern das Mitregieren so gut gefallen, der stets smarte Wolfgang Heubisch zum Beispiel gab schon nach ein paar Wochen den Kunstminister, als wäre er nicht den größeren Teil seines Lebens Zahnarzt gewesen. Dieses eher leichtfüßige Amtsverständnis geht seinem Nachfolger bis heute ab, der das Amt mit einer gewissen Grobheit ausfüllt, auch wenn oder gerade weil dieser wiederum den größeren Teil seines Berufslebens Politiker war.

Nun hat sich Heubisch offenbar immer noch kein Hobby gesucht und in Talkshows ist er auch nicht anzutreffen, also will er es noch einmal mit der richtigen Politik versuchen. Er will nächstes Jahr für den Landtag kandidieren und das möglicherweise als Spitzenkandidat der FDP. Das ist nun nicht gerade ein Aufbruchssignal, immerhin wurde Heubisch samt seiner Partei aus der Regierung gewählt und mit 71 Jahren geht er auch nicht als Nachwuchshoffnung durch. Andererseits ist er einigermaßen bekannt, soweit sich das von einem Liberalen in Bayern sagen lässt und eine gewisse Erfahrung lässt sich ihm nicht absprechen. Und ohnehin ist die FDP für einen flexiblen Renteneintritt. Herr Lohse hätte das sicher gutgeheißen.

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: