Missbrauch in der katholischen Kirche:Ordinariat räumt Fehler ein

Er hatte für seinen Einsatz in Bad Tölz klare Auflagen - allerdings nur mündlich: Erstmals hat das Bistum München in Zusammenhang mit der Versetzung des pädophilen Pfarrers Peter H. Fehler zugegeben.

Felicitas Amler

Das Erzbischöfliche Ordinariat München und Freising räumt ein, bei der Versetzung des pädophilen Pfarrers Peter H. nach Bad Tölz im Jahr 2008 sei ein Fehler gemacht worden: Die Dienstanweisung, wonach H. nicht mehr mit Kindern und Jugendlichen arbeiten durfte, sei nicht schriftlich erteilt worden.

Die Vierzehnheiligen Basilica nahe Bad Staffelstein: Hier haben Bayerns Bischöfe im März über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche diskutiert. (Foto: ag.ap)

"Er hatte klare Auflagen", sagte Ordinariatssprecher Bernhard Kellner gestern der SZ. "Aber sie wurden ihm nur mündlich gesagt." Dies habe allerdings zu den bekannten "heftigen Konsequenzen" geführt: den Rücktritten des Personalreferenten im Erzbistum, Wolfgang Schwab, und des Seelsorge-Referenten Prälat Josef Obermaier.

Kellner betonte im Gespräch mit der SZ mehrmals, die Dienstanweisung sei offiziell gewesen. Es existiere darüber ein Aktenvermerk des Personalreferenten. Dieser müsse aber gerade deswegen gehen, weil er die Auflage nicht schriftlich erteilt habe. Obermaier wiederum werde vorgeworfen, sie nicht kontrolliert zu haben. "Er ist wegen dieser Sache nicht mehr im Amt."

Der pädophile Priester war 1986 zu 18 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, anschließend aber vom Münchner Bistum wieder in der Jugendarbeit eingesetzt worden. Nach 21 Jahren wechselte er als Kurseelsorger nach Bad Tölz. Er ist inzwischen in den Ruhestand versetzt. Der Fall hatte großes Aufsehen erreget, weil der vorbelastete Pfarrer 1980 mit Billigung des damaligen Münchner Erzbischofs Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI., in München aufgenommen und weiter in der Pfarrseelsorge eingesetzt worden war. Dafür übernahm der damalige Generalvikar Gerhard Gruber die Verantwortung.fam

© SZ vom 13.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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