Minister Spaenle:"Buß- und Bettag muss richtiger Feiertag werden"

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Bayerns Kultusminister Spaenle hält die Abschaffung für einen Fehler und rät den Familien zum "Innehalten". Interview: Annette Ramelsberger

Bis auf Sachsen haben alle Bundesländer 1994 den Buß- und Bettag abgeschafft. So wollten sie die Belastungen der Arbeitgeber durch die neue Pflegeversicherung mildern. Die Arbeitnehmer sollten durch einen Tag mehr Arbeit ihren Anteil leisten. Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) würde Bayern gern von Sachsen lernen lassen.

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) will einen Feiertag zurück. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Jedes Jahr das gleiche Spiel: Der Feiertag am Buß- und Bettag ist abgeschafft, aber die Kinder haben trotzdem schulfrei. Was soll diese halbherzige Lösung?

Spaenle: Es war ein Fehler, dass wir seinerzeit den Buß- und Bettag abgeschafft haben. Damals wollten wir die Pflegeversicherung durch den Feiertag finanzieren. Ich bin mir sicher, dass das Einsparvolumen durch die Abschaffung des Buß- und Bettags heute gar nicht mehr spürbar ist.

SZ: Aber die Eltern müssen diesen Fehler nun ausbaden und regelmäßig Betreuung für diesen halben Feiertag mitten in der Woche suchen.

Spaenle: Freie Tage gibt es auch in der Faschingswoche mit dem Aschermittwoch, und die Leute kommen damit zurecht.

SZ: Sie drücken sich vor der Auseinandersetzung mit den Kirchen und wälzen die Last der Entscheidung auf die Eltern ab. Haben Sie Angst vor den Kirchen?

Spaenle: Ich komme gerade vom Gottesdienst mit dem evangelischen Landesbischof. Vor Kirchen hat man natürlich keine Angst. Aber die Art und die Zahl von Feiertagen sagt auch etwas über den Zustand unserer Gesellschaft aus. Das sage ich auch immer den Angehörigen anderer Religionen, wenn sie zusätzliche Feiertage einführen wollen, die für ihren Glauben wichtig sind. Bayern ist ein christlich grundgeprägtes Land, und ich halte es für durchaus sinnvoll, einen Tag im Jahr innezuhalten und darüber nachzudenken, wohin man will im Leben.

SZ: Und deshalb haben die Familien statt des Innehaltens noch mehr Stress. Ein Feiertag, an dem die Eltern arbeiten müssen und die Kinder schulfrei haben, ist nicht konsequent. Werden Sie das ändern?

Spaenle: Ich halte viel von dem Vorschlag des früheren Ministerpräsidenten Günther Beckstein, der den Buß- und Bettag wieder einführen wollte.

SZ: Aber das war nur halbherzig.

Spaenle: Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Buß- und Bettag wieder kommt, als richtiger Feiertag. Wir müssen aus Fehlern lernen.

© SZ vom 19.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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