Landtagswahl:Eine Schriftstellerin für das Parlament

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Sabine Weigand will auch als Abgeordnete weiter schreiben, wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so viel. (Foto: oh)

Die Schwabacherin Sabine Weigand ist bislang mit historischen Romanen erfolgreich, nun sitzt sie für die Grünen im Landtag

Von Uwe Ritzer, Schwabach

Doch, doch, sagt Sabine Weigand, sie werde ganz bestimmt weiter Bücher schreiben. Auch wenn die Zeiten gerade hektisch sind und noch hektischer für sie werden. Eine Zahn-Operation, dann zu Besprechungen nach München, die Landesdelegiertenkonferenz in Regensburg, gerade läuft die Klausur der Grünen-Fraktion in der Landeshauptstadt. Als Landtagsabgeordnete werde sie in Zukunft sicher viel zu tun haben, mutmaßt Weigand, "aber ohne Schreiben könnte ich gar nicht leben". Und ganz abgesehen davon sei sie "ohnehin eine Nachtschreiberin".

Sabine Weigand ist nicht irgendeine Schreiberin, sondern eine erfolgreiche Schriftstellerin. Mit historischen Romanen schaffte sie es wiederholt in die Bestseller-Listen und einer davon, "Die Seelen im Feuer", eine Geschichte über Hexenverfolgung in Bamberg, wurde für das ZDF opulent verfilmt. Zehn Bücher hat die promovierte Historikerin aus Schwabach bereits veröffentlicht; das nächste soll 2019 erscheinen. "Es ist zu zwei Drittel fertig", sagt Weigand.

Die gebürtige Nürnbergerin, Jahrgang 1961, ist neben Focus- und TV-Mann Helmut Markwort ein weiterer prominenter Neuzugang im Landtag. Ihre Bekanntheit und Popularität als Autorin hätten ihr im Wahlkampf zweifellos genutzt, sagt Weigand, "vor allem bei den Zweitstimmen". Sie schaffte es von Platz fünf auf der mittelfränkischen Kandidatenliste ins Parlament, insgesamt sendet die Partei sechs mittelfränkische Vertreter ins Maximilianeum. Nach dem Erfolg von 17,5 Prozent stellen die Grünen nun 38 Abgeordnete.

Als sie vor einem Jahr gefragt wurde, ob sie sich eine Kandidatur vorstellen könne, habe sie drei Wochen lang überlegt, erzählt Weigand. "Dann habe ich mir gedacht, angesichts der aufkommenden Rechten und der Naziparolen kann ich nicht auf dem Sofa sitzen, sondern ich muss aufstehen und etwas tun." Schließlich sei sie schon immer ein politischer Mensch gewesen. Seit zehn Jahren sitzt die Mutter eines erwachsenen Sohnes für die Grünen im Stadtrat von Schwabach.

In ihren Büchern setzt sie sich bislang nicht unmittelbar mit aktuellen politischen Fragen auseinander. Meist handeln die historischen Romane von starken Frauenpersönlichkeiten, die sich über die Konventionen ihrer Zeit hinwegsetzen und für die gleichen Rechte kämpfen, wie Männer sie haben. Ihr vielleicht bemerkenswertestes Buch ist "Helga". Kein klassisch-historischer Roman, sondern die Geschichte einer heute 87 Jahre alten Frau, die als Mann geboren wurde und sich 1971 als einer der ersten Menschen einer Geschlechtsumwandlung unterzog. Weil solche Operationen in Deutschland damals noch verboten waren, ließ der fränkische Familienvater Hermann den Eingriff an sich in Casablanca vollziehen.

Die meisten Protagonisten in Weigands historischen Romanen gab es in der Regel wirklich. Ihre Bücher enthalten obendrein neben fiktiven auch viele reale Elemente, die sie nicht selten auf der Basis von historischen Zeugnissen und Originaldokumenten entwickelt. Meist fand Weigand sie bei Recherchen in Zusammenhang mit ihrer eigentlichen Profession als Historikerin. Sie wurde in bayerischer Landesgeschichte promoviert und arbeitete einige Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Schwabacher Stadtmuseum.

"Der Schritt vom Historiker zum Politiker ist nicht weit", sagt Weigand. "Ein Historiker tut im Grunde nichts anderes, als sich mit Politik zu beschäftigen, wenn auch in Bezug auf frühere Zeiten." Dann gelte es sinnvollerweise, "Parallelen in die Gegenwart zuziehen, vor allem damit sich schlimme Dinge nicht wiederholen".

Welche landespolitischen Felder sie für die Grünen künftig beackern wird, weiß Sabine Weigand noch nicht. "Ich bin erst einmal nur happy und voller Tatendrang", sagt sie. Daneben stehen noch ein paar lange schon vereinbarte Autorenlesungen an, und das neue Buch muss fertig werden. Sabine Weigand lässt keinen Zweifel daran, dass es wie geplant erscheinen wird und sie auch in Zukunft Bücher schreiben wird. "Wenn auch vielleicht nicht mehr ganz in dem Tempo wie bisher."

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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