Landshut:Gabriele Goderbauer gestorben

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Gabriele Goderbauer-Marchner wollte OB von Landshut werden. Sie zog ihre Kandidatur aus gesundheitlichen Gründen zurück. Nun starb sie mit 56 Jahren. (Foto: dpa)

Gabriele Goderbauer-Marchner wollte OB von Landshut werden. Sie zog ihre Kandidatur aus gesundheitlichen Gründen zurück. Nun starb sie mit 56 Jahren.

Von Wolfgang Wittl, Landshut

Dass sie sich so einen Termin entgehen ließ, passte nicht zu ihr. Als der Landshuter Alt-Oberbürgermeister Josef Deimer Ende Mai seinen 80. Geburtstag feierte, waren alle gekommen: die bessere Stadtgesellschaft, Politiker, sogar Ministerpräsident Horst Seehofer. Nur Gabriele Goderbauer-Marchner, die Deimer zu ihren frühen Förderern zählen durfte und in diesem Herbst selbst Landshuter Oberbürgermeisterin werden wollte, fehlte unerwartet. Wenige Tage später gab sie überraschend ihren Verzicht auf die OB-Kandidatur bekannt - aus gesundheitlichen Gründen, wie sie mitteilte. Nun weiß man, wie schwerwiegend diese Gründe gewesen sein mussten: Am Freitag starb Goderbauer-Marchner im Alter von 56 Jahren.

Freunde und politische Gegner zeigten sich von der Nachricht gleichermaßen geschockt. Bayernweite Aufmerksamkeit erlangte die gelernte Journalistin, als sie Ende 2010 gegen den damaligen Staatskanzleichef Siegfried Schneider erfolglos als Präsidentin der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien antrat. In ihrer Heimatstadt war sie da längst keine Unbekannte mehr. Als Gesamtredaktionsleiterin der Landshuter Zeitung berichtete sie über Politik, ehe sie mehr und mehr selbst zur politischen Akteurin wurde. Für die CSU zog sie 2002 in den Stadtrat ein, gründete mit Vertrauten später allerdings ein konkurrierendes Bündnis namens Landshuter Mitte. Im Februar gab sie bekannt, dass sie sich damit gegen die CSU und deren Chef Helmut Radlmeier um das Amt als Oberbürgermeisterin bewerben werde - durchaus mit Chancen, wie hinter vorgehaltener Hand sogar von Christsozialen zu hören war.

Goderbauer-Marchner war bestens vernetzt in der niederbayerischen Bezirkshauptstadt: Sie führte den größten Sportverein, gehörte zum Förderzirkel der Landshuter Hochzeit und bewies Geschick, wenn es darum ging, eigene Interessen durchzusetzen. Mit ihrer Art, nicht nur sich, sondern auch Mitmenschen unbequeme Entscheidungen zuzumuten, eckte sie hin und wieder auch an. Nach ihrem Abschied von der Zeitung arbeitete sie als Professorin an mehreren Hochschulen, zuletzt für Print- und Onlinejournalismus an der Bundeswehr-Universität München. Bis 2009 hatte sie für den Freistaat fast zehn Jahre lang den Medien-Campus Bayern geleitet.

So sehr sie als ambitionierte Politikerin die Öffentlichkeit suchte, so sehr bat sie als Privatperson um Zurückhaltung, was ihre Krankheit anging. Sie bedauere ihren Rückzug "zutiefst", erklärte sie, von Nachfragen möge man bitte absehen. Gabriele Goderbauer-Marchner hinterlässt einen Mann und zwei Kinder.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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