Landesentwicklungsplan:Obergrenze für Flächenfraß

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Mehrheit gegen neue Gewerbegebiete in der freien Landschaft

Mehr als die Hälfte der CSU-Anhänger will nicht, dass natürliche Flächen für Gewerbe und Straßen verbaut werden, um die Wirtschaft im ländlichen Raum zu fördern. Das ergibt eine repräsentative Umfrage der Grünen. Insgesamt sprechen sich 63 Prozent in Bayern gegen Gewerbegebiete auf der grünen Wiese aus, unter CSU-Anhängern sind es 58 Prozent.

Die Skepsis in der Bevölkerung gegenüber den Plänen von Heimatminister Markus Söder seien groß, so die Schlussfolgerung der Grünen. Söder will das Anbindegebot im Landesentwicklungsprogramm (LEP) ändern. Gewerbegebiete dürfen derzeit nur ausgeschrieben werden, wenn sie an bestehende Siedlungen anschließen. Künftig sollen sie auch an allen vierspurigen Straßen entstehen dürfen oder wenn sich Gemeinden auf ein gemeinsames Gewerbegebiet einigen. Auch für Freizeiteinrichtungen und Hotels soll es eine Ausnahmeregelung geben. "Umgehungsstraßen, Erschließungsstraßen, Hotelburgen oder Bürotürme verdrängen Wälder, Wiesen und Felder", sagt Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Jeden Tag würde in Bayern eine Fläche von 18 Fußballfeldern betoniert, ein "Flächenfraß ohne Maß und Ziel". Die Grünen fordern deshalb eine "Obergrenze für Flächenfraß" von 4,7 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2020. Dies entspreche dem Anteil von Bayern, wenn die Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes eingehalten werden solle.

Auch ein Bündnis aus Architekten, Heimatpflegern und Naturschützern lehnt die Änderung des LEP strikt ab. Am Donnerstag überreichten sie im Landtag eine dementsprechende Petition. Etwa 10 000 Bürger haben unterzeichnet. Mit den jetzigen Plänen drohe der "Ausverkauf der bayerischen Heimat", sagte Hubert Weiger vom Bund Naturschutz. Die Welt ginge nicht unter, wenn statt etwa 13 Prozent 13,5 Prozent der bayerischen Fläche verbaut würden, sagt Heimatstaatssekretär Albert Füracker. Die Grünen hätten in der Umfrage die falsche Frage gestellt. Große Zustimmung gebe es sicher dafür, wohnnah einen Arbeitsplatz zu haben. Genau dafür brauche es Gewerbegebiete.

© SZ vom 11.11.2016 / nell - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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