Übersehen kann man die Gartenzwerge diesmal nicht: 1250 stehen auf 600 Quadratmetern mitten in Straubing. Aber es sind nicht normale Zwerge mit roten Zipfelmützen, sondern Exemplare, die den "deutschen Gruß" zeigen, wie es der Künstler Ottmar Hörl ausdrückt. Die meisten sind schwarz, einige golden. Serielle Kunst nennt dies Hörl, der Leiter der Kunstakademie Nürnberg. Mit Zwergen verschiedener Art sorgt er immer wieder für Aufsehen.
Wegen seiner Nazi-Variante gab es erst im Juli strafrechtliche Ermittlungen. Ein Nürnberger Galerist hatte ein einzelnes Exemplar der von der Öffentlichkeit mittlerweile "Hitler-Zwerge" getauften Figuren in sein Schaufenster gestellt. Die Staatsanwaltschaft prüfte, sah jedoch von Ermittlungen ab, da der Künstler seine Zwerge schließlich in "eindeutiger Weise" gegen die Naziideologie richte. "Der deutsche Gartenzwerg mit dem deutschen Gruß ist sicher keine Werbung für den Rechtsextremismus", sagt Hörl selbst.
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Es ist nicht das erste Mal, dass er nun Hundertschaften antreten lässt. Im belgischen Gent waren 700 zu sehen, mehrere hundert auch in Aschaffenburg und im italienischen Bozen. Aber noch nie war seine Massenkunst draußen auf der Straße zu sehen, in der wirklichen Öffentlichkeit. Hörl, der seine Installation am Mittwoch in Straubing aufgebaut hat, schätzt die neue Situation: "Das wird kontrovers diskutiert." Und darum gehe es ja in der Kunst, "um das Provozieren". Den Opportunismus will er aufarbeiten, der in der Nazizeit geherrscht hat, aber mitunter immer noch zu finden ist in unserer Gesellschaft.
Mit der Idee und der Umsetzung begeisterte Hörl auch die Straubinger SPD. Erst versuchten sie das Projekt über den Kulturausschuss nach Straubing zu holen, nachdem das zweimal scheiterte, organisierten die Sozialdemokraten Sponsoren. 20.000 Euro kostet die Installation, die bis Montag aufgebaut bleibt, auch das war ein Grund für die Ablehnung im Stadtrat.
Aber viele Straubinger bezweifeln den künstlerischen Inhalt und die Darstellungsform. "Es stellt sich die Frage, ob das die geeignete Form der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus ist", sagt etwa Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU).