Kulmbach (dpa/lby) - Im Schlachthof Kulmbach soll noch im Januar 2023 mit dem Probebetrieb einer umstrittenen Helium-Betäubungsanlage begonnen werden. Das geht aus einem Weihnachtsbrief hervor, den Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann und Schlachthofleiter Dirk Grühn am Donnerstag an die Medien schickten. Die Betäubung des Schlachtviehs mit dem Gas Helium soll tier- und umweltfreundlicher sein als das bisher verwendete Verfahren mit Kohlendioxid.
Wann es zum Regelbetrieb der neuen Anlage kommen könne, hänge unter anderem von der Verfügbarkeit von Helium ab. Es sei ausreichend Gas für den Probebetrieb vorhanden, nicht aber für einen Regelbetrieb. Den Angaben zufolge handelt es sich um die erste Anlage dieser Art weltweit. Sie wurde von Kulmbacher Fleischforschern zusammen mit der Bernd-Tönnies-Stiftung entwickelt. Das vergleichsweise teure Helium soll über einen Rückgewinnungskreislauf sparsam eingesetzt werden, so dass die Kosten im Zaum gehalten werden können.
Tierschützer begrüßen die Helium-Betäubung grundsätzlich als tierfreundlicher, zweifeln jedoch an der Durchführbarkeit. Helium sei wegen seines hohen Preises kaum geeignet, die Gefahr sei, dass die Schlachthöfe aus Kostengründen wieder zu herkömmlichen Schlachtmethoden, etwa der Elektrobetäubung zurückgreifen.
„Geben Sie uns ein Chance, den geplanten Prototypen fertigzustellen, um dann mit konkreten Erfahrungen aus Probeläufen zu diskutieren, ob wir auf dem richtigen Weg sind, ob es Alternativen gibt, und auch wie eine belastbare Kostenrechnung aussieht und ob sie sich auf den Fleischpreis auswirkt“, schreiben Lehmann und Grühn weiter.
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