Klausur der CSU-Fraktion in Kreuth:"Schmusi-Schmusi" statt Schmutzeleien

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Piep, piep, piep, wir ham uns alle lieb: Szene aus Kreuth mit Seehofer und Generalsekretär Dobrindt. (Foto: dpa)

Interne Streitereien waren gestern, nun ist Horst Seehofer auf Schmusekurs: Auf der Klausur in Kreuth überrascht er seine Parteikollegen mit großer Zufriedenheit und einer neuen Seehofer'schen Wortschöpfung. Manch einem geht es allerdings zu harmonisch zu.

Von Frank Müller, Wildbad Kreuth

"Schmutzeleien" waren gestern, von nun an gilt das Prinzip "Schmusi-Schmusi": Es ist wieder eine typisch Seehofersche Wortschöpfung, mit der der Ministerpräsident am Mittwoch bei der Klausur der Landtags-CSU für Aufmerksamkeit sorgt.

Seehofer steht um die Mittagszeit auf einem Gang in Kreuth und ist so zufrieden mit sich und der Welt, dass es ihm schon selbst unheimlich wird. "Das mag jetzt alles überheblich klingen", sagt der CSU-Chef während einer Sitzungspause. "Was wir geplant hatten vor einem Jahr, ist auf Punkt und Komma aufgegangen."

Vor einem Jahr hatte Seehofer in Kreuth mit einer Grundsatzrede einen Akzent gesetzt, den viele in der Fraktion als Wendepunkt im damaligen Negativtrend der Partei sehen: das Bekenntnis zum kompletten Abbau aller Staatsschulden bis zum Jahr 2030. An diesem Donnerstag hält Seehofer wieder eine mit Spannung erwartete Grundsatzrede, seine letzte auf einer Klausur vor den Wahlen. Unerwartete Großthemen seien nicht zu erwarten, sagte Seehofer schon vorab. Andererseits weiß man bei ihm nie.

"Schmusi-Schmusi" jedenfalls charakterisiert die Grundstimmung in Kreuth aus Sicht vieler Abgeordneter treffend. Manch einem ist es fast schon zu harmonisch. "Die guten Umfragewerte decken alles zu", sagt einer aus der Fraktion. Weder waren die Schmutzeleien während der seit Montag andauernden Klausur größeres Thema, also die massiven Vorwürfe, die Seehofer vor der Weihnachtspause Finanzminister Markus Söder und anderen CSU-Granden gemacht hatte. Noch die beiden Themen, bei denen die CSU noch um eine Haltung ringt, nämlich der Ausbau der Donau und der geplante Wegfall der Studiengebühren. Dafür verabschiedet die Fraktion am Mittwoch einstimmig ihr neues Konzept für eine sozialere Arbeitswelt.

Für Mittwochabend stand zudem der Besuch von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in Kreuth an, was Fraktionschef Georg Schmid zuvor als einen der Höhepunkte bezeichnet hatte. Schon die CSU-Landesgruppe habe sich auf der ersten Kreuther Klausur vor einer Woche ,,so professionell wie lange nicht mehr'' verhalten, sagt Seehofer. "Und die Fraktion steht dem nicht hinterher, sie hat das gleiche Format gezeigt." Seehofer: "Die Einstellung stimmt, die Themen stimmen, die Motivation stimmt." Allseits Geturtel also.

Dabei meint Seehofer mit seiner Wortschöpfung eigentlich etwas anders. Nämlich dass er es mit der Harmonie auch wieder nicht übertreiben will. ,,Sie kennen mich'', sagt der CSU-Chef, ,,ich lege auf Zusammenhalt und Höchstleistungen großen Wert.'' Die werde er auch künftig einfordern, ohne Rücksicht darauf, dass seine eigene Nominierung noch aussteht. "Ich mach jetzt nicht Schmusi-Schmusi, nur damit man schön aufgestellt wird", sagt er.

Die noch fällige Nominierung treibt derweil Generalsekretär Alexander Dobrindt voran. Auf einem großen amerikanisch geprägten "Konvent" soll Seehofer am 3. Mai offiziell nominiert werden. In der Zwischenzeit baut Dobrindt gerade die Parteiführung um. Das Wahlkampfteam soll aus dem schmucklosen Betonbau an der Nymphenburger Straße in München in den repräsentativen "Skygarden" im neuen Arnulfpark ausgelagert werden. Die Wahlzentrale soll auch einen eigenen Namen erhalten, der noch unbekannt ist. Höchst unwahrscheinlich, dass sie "Schmusi-Club" heißt.

© SZ vom 17.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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