Kempten:Allgäuer Drogenarzt erneut vor Gericht

Ein 66 Jahre alter Arzt muss sich seit Montag erneut vor Gericht verantworten, weil er jahrelang suchtkranken Patienten unbegründet Betäubungsmittel verschrieben haben soll. Dabei soll er auch den Tod eines 29-jährigen Patienten verursacht haben. Der Berufungsprozess vor dem Landgericht Kempten wurde bereits nach der Verlesung des erstinstanzlichen Urteils bis zum 29. Januar unterbrochen. Zwei neuen Verteidigern des Angeklagten soll bis dahin Akteneinsicht ermöglicht werden. Der Mediziner, der im Oberallgäu eine Allgemeinarztpraxis betreibt, kündigte zum Prozessauftakt an, keine Angaben zu den Vorwürfen machen zu wollen. In erster Instanz hatte er sich geäußert und auf ethische Grundsätze verwiesen. Die schwer suchtkranken Menschen würden ohne ärztliche Behandlung "zugrunde gehen", hatte er gesagt. "Meine Intention war, Menschen in der Not zu einem vernünftigen, würdigen Leben zu verhelfen." Nach dem Tod eines Patienten Anfang 2013 hatte er die Substitutionsbehandlungen eingestellt.

Das Amtsgericht Kempten hatte den 66-Jährigen im Juli 2015 der unbegründeten Verschreibung von Betäubungsmitteln in 198 Fällen und der fahrlässigen Tötung in einem Fall schuldig gesprochen und zu einer einjährigen Bewährungsstrafe und einer Bewährungsauflage von 45 000 Euro verurteilt. Als "katastrophal" und "hanebüchen" hatte der Richter die jahrelange Substitutionsbehandlung des Angeklagten bezeichnet. Systematisch habe dieser gegen Vorschriften verstoßen. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Angeklagte hatten Berufung eingelegt.

© SZ vom 19.01.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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