Katholische Kirche:Reformgruppe: Vatikan fürchtet „Machtverlust der Zentrale“

Lesezeit: 1 min

Bischöfe stehen vor dem Eröffnungsgottesdienst im Hohen Dom zusammen. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Augsburg (dpa) - Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ fordert im festgefahrenen Streit um die Reformbemühungen der katholischen Kirche Gespräche mit dem Vatikan, an dem auch nicht geweihte Gläubige teilnehmen. Es brauche dringend ein klärendes Konfliktgespräch, bei dem aber auch die so genannten Laien und die theologische Wissenschaft aus Deutschland dabei sein sollten, sagte Christian Weisner von „Wir sind Kirche“ am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „In der Kirche wird immer viel von Versöhnung gesprochen. Statt des Arguments der Macht brauchen wir wieder die Macht der Argumente. Und keine Verzögerungstaktik.“

Es sei ein großes Versäumnis des Vatikans, dass er den Synodalen Weg bis heute inhaltlich ignoriere und nur formal reagiere, erklärte Weisner. „Eigentlich ist es nicht zu fassen, wie der Vatikan die katholische Kirche in Deutschland demütigt, die einen wesentlichen Teil des Vatikans mitfinanziert und weltweite Hilfswerke wie Adveniat, Misereor, Missio, Renovabis und die Sternsinger unterhält.“

Ein großes Problem sei auch, dass vier deutsche Bischöfe - und zwar aus Eichstätt, Köln, Passau und Regensburg - die Finanzierung eines Synodalen Ausschusses bislang ablehnten. Das mache es dem Vatikan leichter, nein zu sagen.

An diesem Donnerstag endet in Augsburg die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Eigentlich wollten die Bischöfe über den Fortgang der Reformbemühungen und über die Installation eines Synodalen Ausschusses abstimmen, doch am Wochenende traf ein kritischer Brief aus dem Vatikan ein - und der Punkt flog von der Tagesordnung. Mehr Mitsprache für die Gläubigen, Überlegungen zur Weihe von Frauen und die Frage, ob die Ehelosigkeit von Priestern sinnvoll ist - diese Fragen waren jahrelang beim Synodalen Weg von Bischöfen und Gläubigen gemeinsam beraten worden. Wie es nun weitergeht, blieb zunächst offen.

Hinter der Intervention aus dem Vatikan vermutet „Wir sind Kirche“ mangelndes Vertrauen in die Ortskirchen und Angst vor einem „Machtverlust der Zentrale“. Dabei habe die Kirche auf vielen Feldern den Anschluss an die „Wissenschaft und die gesellschaftlichen Entwicklungen“ längst verloren, sagte Weisner. „Dabei geht es nicht um irgendeinen Zeitgeist. Ich denke, sich für Menschenrechte ohne Wenn und Aber einzusetzen, jede Diskriminierung zu bekämpfen, sich für weltweite soziale Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen, das wäre eine höchst aktuelle Umsetzung der Botschaft des Jesus von Nazareth, die Menschen zusammenführt und ihnen Hoffnung gibt.“

© dpa-infocom, dpa:240222-99-79899/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: