Intensive Debatte:Hafensommer findet doch statt

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Stadtrat zwingt Kulturreferenten, Würzburger Festival durchzuführen

Am Tag danach klingt ein bisschen Zynismus durch beim Würzburger Kulturreferenten. "Hätte man mich noch vor einem halben Jahr gefragt, wie groß die Unterstützung beim Stadtrat für den Hafensommer ist", sagt Muchtar Al Ghusain am Freitag, "wäre ich mir nicht so sicher gewesen." Dabei scheint das Gremium das Festival nun für unverzichtbar zu halten. Am Donnerstagabend beschloss der Würzburger Stadtrat nach einer intensiven Debatte mit zwei Gegenstimmen, dass der Hafensommer auch in diesem Jahr stattfinden soll. Das ist deswegen überraschend, weil die Veranstaltungsreihe erst vor zwei Wochen abgesagt wurde. Auch völlig überraschend.

Dafür wurde Al Ghusain persönlich scharf angegriffen, auch deswegen, weil die Stadträte aus den Medien von der Zwangspause erfahren hatten. Es war durchgesickert, bevor sie offiziell informiert wurden. Das nannte Al Ghusain ungut, doch die große Empörung über die Absage kam für ihn überraschend. Schließlich hätte er sich schon früher etwas mehr Aufmerksamkeit für den Hafensommer gewünscht. Und mehr Geld.

20 Millionen Euro umfasst der Kulturetat der Stadt, dagegen nehmen sich die 160 000 Euro, mit denen im vergangenen Jahr der Hafensommer bezuschusst wurde, recht überschaubar aus. Al Ghusain würde der sogenannten Populärkultur gerne mehr Platz und auch mehr Geld einräumen, sagt er, vielleicht habe "das reinigende Gewitter" im Stadtrat ja beigetragen, für das Thema zu sensibilisieren.

Dass der Hafensommer, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert, überhaupt abgesagt wurde, liege am Personal. Drei von vier verantwortlichen Organisatoren seien neu, das sei kaum zu schaffen, sagte Al Ghusain vor zwei Wochen. Der organisatorische Leiter hat das Kulturamt verlassen, der technische Leiter habe keine Zeit und die neue Chefin des Kulturamts noch nie mit dem Festival zu tun gehabt. Was nicht bedeute, dass er ihr die Aufgabe nicht zutraue, sagte Al Ghusain. Muss er nun auch, denn die Konzertreihe soll heuer stattfinden. In den nächsten Wochen werde ein Konzept ausgearbeitet. "Wir arbeiten hart, notfalls sieben Tag in der Woche", sagt er. Schließlich sei der Beschluss, bei aller Bitterkeit, eine große Ermutigung.

© SZ vom 20.02.2016 / kaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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