Immobilienhandel mit historischen Gebäuden:Schloss sucht neuen Besitzer mit viel Kohle

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Einmal ein richtiger Burgherr sein: Dieser Wunsch ist durchaus möglich, denn mehrere Schlösser und Burgen stehen in Bayern zum Verkauf. Das nötige Kleingeld sollte man allerdings schon haben, denn meist scheitert der Traum von der edlen Immobilie schon an ganz profanen Dingen - den Heizkosten zum Beispiel.

Ulrike Heidenreich

Es kann durchaus nützlich sein, beim Erwerb einer Immobilie gleich noch Einrichtungstipps von Experten zu bekommen. Wie diesen Hinweis einer Maklerin aus Franken: " . . . da man die Zimmer über einen saalähnlichen Raum betritt, würde eine Dekoration mit Ritterrüstungen und Gemälden ein mittelalterliches Flair erzeugen." Dass es schwierig sein kann, große historische Häuser in Form von Schlössern und Burgen mit Leben und Möbeln zu füllen, zeigt der geplante Verkauf des Schlosses Bullachberg im Allgäu durch den Porsche-Konzern (SZ berichtete). Für sechs Millionen Euro hatte der Autobauer aus Stuttgart das gut hundert Jahre alte Gemäuer in prominenter Lage nahe den Königsschlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau gekauft, der damalige Chef Wendelin Wiedeking wollte dort ein Luxus- und Tagungshotel errichten.

Schon die Pläne der Vorbesitzer - ein Familienzweig derer von Thurn und Taxis -, das Schloss in ein Hotel umzubauen, waren nie verwirklicht worden. Und auch nach dem Kauf durch Porsche vor fünf Jahren schlurfte lediglich der Hausmeister durch die 900 Quadratmeter großen, leeren Wohnräume und achtete darauf, dass nicht noch mehr zerbröckelte. "Die Wirtschafts- und Finanzkrise hatte uns stark beschäftigt, darum stand das Schloss nicht auf unserer Prioritätenliste", sagt Porsche-Sprecher Dirk Erat. Der Entschluss zu verkaufen, fiel dann vor wenigen Tagen: "Das, was wir am besten können, ist Autos bauen und verkaufen, Hotels sind nicht unsere Kernkompetenz", sagt Erat. Angebote von Kaufinteressenten werden nun gerne in Stuttgart entgegengenommen.

Bei dem Porsche-Schloss handelt es sich nicht wirklich um einen Notverkauf - bei einigen Schlössern, die zurzeit quer durch Bayern zum Verkauf stehen, ist es aber schon so, dass allein die Heizkosten manchen Besitzern die Schweißtropfen auf die Stirn treiben, von den monatlichen Unterhaltskosten oder anstehenden Sanierungsarbeiten ganz zu schweigen. Das Neue Schloss Sugenheim etwa, ein prächtiger Barockbau in der Region Steigerwald, führt in seinem Verkaufsexposé an, dass der neue Buderus-Heizkessel stolze 170 Kilowatt leiste. Zum Vergleich: Ein größeres Einfamilienhaus kommt mit zehn Kilowatt Leistung gut über den Winter. Dafür haust man im Sugenheim auch in 32 Zimmern, verteilt über 1500 Quadratmeter.

Viele Besitzer, die sich jetzt von ihrem Schloss oder ihrer Burg trennen, haben sie mit großen Plänen gekauft, aber nach jahrelanger Sanierung geht ihnen oft die Luft aus", sagt Bernd Neuhäuser, der sich mit seiner Immobilienagentur "Vermittlung historischer Immobilien" in Bruckmühl ganz auf Burgen, Schlösser, Herrenhäuser und Gutshöfe spezialisiert hat. Aber auch alter Adel zähle zu seiner Klientel: "Sie wollen ihre Schlösser vererben, aber die Kinder können nichts damit anfangen." Auch die einsame Lage bereite den Senioren unter den Schlossbesitzern oft Kopfzerbrechen - im Notfall wollten sie näher bei einer Metropole und einem Arzt sein.

Eine Hamburger Immobilienagentur, die unter anderem das blattvergoldete Pseudo-Loire-Schloss des insolvent gegangenen Kaminofenherstellers Karl-Heinz Kago in der Oberpfalz im Angebot hat, bietet ihre Luxus-Gemäuer inzwischen auf einer eigens gestalteten russischen Webseite an.

Kollege Neuhäuser in Bayern beschreibt die Interessenten für Schlosskäufe hingegen als eher bunt gemischt: "Russen kaufen sich lieber eine Residenz für 400 Millionen Euro direkt am Meer in Nizza als ein Schloss für eine Million irgendwo in Franken." In Bayern interessierten sich vor allem Österreicher, Belgier, Holländer oder Einheimische für die oft prunkvollen, oft maroden Gemäuer. Es sind Investoren oder "Menschen mittleren Alters mit sehr großem Kapital", die ein Schloss gerne auch nur als Wochenenddomizil nutzen. Neuhäuser sagt: "Trotzdem muss es immer geheizt werden. Das ist natürlich irrsinnig teuer."

© SZ vom 06.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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