Honorarreform:16 Millionen Euro mehr für Bayerns Ärzte

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Das Horrorszenario ist ausgeblieben: Kein Mediziner büßt mehr als fünf Prozent Honorar ein. In einigen Bereichen wird sogar mehr verdient.

A. Ramelsberger und D. Mittler

Bayerns Ärzte verdienen durch die umstrittene Gesundheitsreform zum Teil bis zu 18 Prozent mehr. Insbesondere die Diabetesärzte profitieren von der Honorarreform, gegen die die Ärzte mit tagelangen Protesten und Praxisschließungen demonstriert hatten.

Kein Mediziner büßt mehr als fünf Prozent Honorar ein. In einigen Bereichen wird sogar mehr verdient. (Foto: Foto: ddp)

Gewinner sind aber auch Bayerns Neurologen: Sie verdienen etwa 13 Prozent mehr, ebenso wie die Chirurgen (plus zehn Prozent) und die Nervenärzte (plus elf Prozent). Das geht nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus der Berechnung der Arzthonorare hervor, die die Kassenärztliche Vereinigung für das erste Quartal des Jahres erstellt hat.

Verlierer der Reform sind vor allem die Kardiologen, die bis zu zehn Prozent Einbußen melden, sowie die Neurochirurgen (minus sechs Prozent) und die Anästhesisten (minus sieben Prozent). Von Einbrüchen um bis zu 40 Prozent, die viele Mediziner befürchtet hatten, gibt es keine Spur.

Die Verluste sollen die Ärzte aber nicht zu spüren bekommen. In einer dreistündigen Verhandlung einigten sich die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns und die Krankenkassen am Montagabend darauf, die Verluste der Ärzte zu begrenzen - auf höchstens fünf Prozent.

Dafür schießen die Kassen und die Kassenärztliche Vereinigung noch einmal mehr als 16 Millionen Euro für die Honorare zu: vier Millionen die Kassen, den Rest die Kassenärztliche Vereinigung. "Ich freue mich, dass kein Arzt mehr als fünf Prozent Verlust befürchten muss. Es gibt sehr viele Gewinner der Reform", sagte Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder der SZ.

Die Verluste berechnen sich nur aus den Einnahmen, die die Ärzte über die Gesetzliche Krankenversicherung erzielen. Noch nicht einberechnet sind ihre Einnahmen durch die Privatpatienten. Die können bedeutend höher liegen. "Die Kardiologen machen insgesamt Verluste", sagt ein Verhandlungsteilnehmer. "Aber die Kardiologen am Starnberger See machen sicher keine Verluste - bei all den gesundheitsbewussten Managern, die sich dort ein EKG machen lassen."

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), Axel Munte, zeigte sich zufrieden mit dem Gesprächsergebnis. "Maßnahmen wie diese, in denen wir Ärzte unsere von schmerzlichen Einbußen bedrohten Kollegen unterstützen, sind nur innerhalb einer starken Solidargemeinschaft, wie sie die KVB darstellt, möglich", sagte er. Seine KVB war durch die Proteste der Ärzte unter Druck geraten.

Die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen in Bayern erklärte, sie sei "bis an die Grenze des Machbaren gegangen sei, um die hochwertige ambulante Versorgung im Freistaat zu erhalten". Intern hieß es jedoch: "Ein Armutszeugnis für uns - es fließt wieder zusätzliches Geld."

Vor dem Gespräch hatte sich Bayerns AOK-Chef Helmut Platzer noch zuversichtlich gezeigt, dass kein weiteres Geld für Arzthonorare nötig sei. "Es hat sich gezeigt, dass Bayerns Gesundheitssystem auch ohne weitergehende Regelungen funktioniert. Im Endeffekt ist gewährleistet, dass über alle Arztgruppen hinweg eine deutliche Zunahme des Honorarvolumens erzielt worden ist", sagte er kurz vor dem Treffen. Von Verlusten sprach er nicht.

Die Kassen hatten in den zurückliegenden Monaten immer wieder erklärt, Bayerns Ärzte hätten 2009 Honorarsteigerungen in Höhe von mehr als sechs Prozent erzielt und verfügten über ein Einkommen von etwa 120.000 Euro im Jahr. Die Ärzte bekämen in diesem Jahr zusätzliche Honorare in Höhe von 280 Millionen Euro, das bringe jeder Praxis im Schnitt 12.000 Euro mehr. Dies weisen Bayerns Fachärzte zurück.

Mit spektakulären Protestaktionen machen sie seit Monaten auf die ihrer Meinung nach existenzbedrohlichen Auswirkungen der Honorarreform aufmerksam. Die Kassenärztliche Vereinigung will am Mittwoch die genauen Beträge vorlegen, die tatsächlich im ersten Quartal in Bayerns Arztpraxen als Honorare geflossen sind.

© SZ vom 22.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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