Hörmann nominiert:Der Alfons fürs Allgäu

Lesezeit: 2 min

Der DOSB-Chef Alfons Hörmann. (Foto: Guido Kirchner/dpa)

Ein bestens vernetzter Kandidat soll für die CSU Landrat werden

Von Florian Fuchs, Sulzberg

In Sulzberg in der Nähe von Kempten ist Alfons Hörmann zu Hause, in Sulzberg saß er viele Jahre für die CSU im Gemeinderat. Was seine Partei ihm nun geboten hat, nennt man im Sport also Heimspiel: Im Gasthof zum Hirsch mitten im 5000-Einwohner-Ort Sulzberg hat die CSU Hörmann am Donnerstagabend zum Landratskandidaten für das Oberallgäu gekürt. Der 58-Jährige soll bei den Wahlen im März 2020 die Nachfolge von Anton Klotz (CSU) antreten. Die Personalie findet deutschlandweit Beachtung, Hörmann ist als Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) der oberste deutsche Sportfunktionär - und als solcher nicht unumstritten.

Im Landkreis Oberallgäu ist Hörmann vor allem "der Alfons", kaum einer ist hier so gut vernetzt. Zwölf Jahre Gemeinderat in Sulzberg, teils als zweiter Bürgermeister, zwölf Jahre im Kreistag, davon sechs als Kreisvorsitzender. Anfang der Neunzigerjahre bewarb sich Hörmann um ein Bundestagsmandat, das Rennen aber machte der heutige Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU), der am Donnerstagabend in Sulzberg ebenfalls für Hörmann warb.

Im Wahlkampf hofft die CSU auf sein Talent als Redner und Netzwerker, Hörmann wird aber auch Kritiker widerlegen müssen. Im Sportbund warf ihm vor der Wiederwahl im Dezember 2018 so mancher Kollege schlechten Führungsstil vor. 2015 akzeptierte Hörmann einen Bußgeldbescheid wegen illegaler Preisabsprachen aus seiner Zeit als Geschäftsführer eines Baustoffunternehmens. Max Deisenhofer, der sportpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, hat auf Twitter bereits kundgetan, dass die Ämter des DOSB-Chefs und Landrats "nicht vereinbar" seien, besonders mit Blick auf die Nordische Ski-WM 2021 in Oberstdorf. Hörmann - früher auch Präsident des Deutschen Skiverbandes und noch immer Council-Mitglied des internationalen Ski-Weltverbands - war maßgeblich daran beteiligt, die Sportveranstaltung ins Oberallgäu zu holen. Und in Tokio stehen kurz nach den Kommunalwahlen die Olympischen Spiele an.

Der 58-Jährige allerdings kann die Kritik nicht nachvollziehen. Zeitlich sieht er gar kein Problem; er kündigte an, seinen Job als Vorstandsvorsitzender der Schöck-Gruppe und einige Ämter in Aufsichtsräten und Stiftungen aufzugeben. "Ich habe bislang neben der Tätigkeit beim DOSB ein Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern und 200 Millionen Euro Umsatz geleitet, dann kann ich auch Landrat und DOSB-Chef sein", sagt er auf Nachfrage. Inhaltlich werde er alle Compliance-Regeln beachten: "Ich habe mich beim DOSB bislang schon zurückgehalten, wenn es um Abstimmungen im Oberallgäu ging, das werde ich künftig nicht anders handhaben." Bleibt noch die leicht spöttische Befürchtung, die derzeit bei Naturschützern kursiert: Wird Hörmann als erste Amtshandlung auf jedem Hügel im Oberallgäu eine neue Schneekanone platzieren? Hörmann lächelt: "Ich trete gerne an, um das Gegenteil zu beweisen. Meine Heimat und die wunderschöne Natur sind mir wichtig." Als CSU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, betont er, habe er als erster eine Zusammenarbeit mit den Grünen forciert.

© SZ vom 03.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: