Historie:Gericht arbeitet Rolle in NS-Zeit auf

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In Bayreuth startet Forschung über damalige Richter und Staatsanwälte

Das Landgericht Bayreuth startet ein Forschungsprojekt, bei dem die Rolle des Gerichts in der Zeit des Nationalsozialismus aufgearbeitet werden soll. Die Geschichte des teils in Bayreuth tätigen Volksgerichtshofs sei bislang unerforscht geblieben, auch am Justizgebäude selbst fehle bislang jeder Hinweis zu diesem dunkelsten Kapitel Bayreuther Justizgeschichte, teilte das Gericht am Mittwoch mit.

Von Juni 1942 an gab es in Bayreuth ein sogenanntes Sondergericht zur "raschen Erledigung" bestimmter politischer Straftaten. Es gab Verfahren gegen 255 Angeklagte, an 14 von ihnen wurde die Todesstrafe verhängt. Das Gericht tagte in dem Gebäude, in dem auch heute noch die Bayreuther Justizbehörden untergebracht sind.

Von Februar 1945 an kamen zudem die für Hoch- und Landesverrat zuständigen Senate des Volksgerichtshofs in Berlin - dessen Gebäude durch Bomben zerstört worden war - nach Bayreuth. Mehr als 200 Gefangene kamen daraufhin in die oberfränkische Stadt. Sie wurden in den letzten Kriegstagen nicht mehr wie geplant erschossen, weil amerikanische Soldaten die Stadt erreichten, wie das Gericht mitteilte.

Das Thema sei völlig unerforscht, man fange quasi bei null an, sagte ein Gerichtssprecher zu dem Projekt. Es könne Monate oder auch länger dauern, bis erste Ergebnisse vorliegen werden. Die Mitarbeiter müssten nun Archive durchstöbern, die Forschung betrieben sie neben ihrer eigentlichen richterlichen Tätigkeit, hieß es dazu weiter.

Erforscht werden sollen in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth unter anderem die Biografien der damals in Bayreuth handelnden Richter sowie der Staatsanwälte und ob es für sie nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 Konsequenzen gab. Außerdem geht es um die Frage, warum sich so viele Juristen so schnell vom nationalsozialistischem Unrechtsregime vereinnahmen ließen und daran aktiv mitwirkten.

© SZ vom 26.08.2021 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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