Herdenschutz:Schäfer sind verärgert über Agrarministerium

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Die Schafhalter in Bayern fordern die Staatsregierung auf, schnell die seit Langem versprochene Herdenschutz-Beratung und ein Förderprogramm dazu einzurichten. "Es kann nicht sein, dass sich im Bayerischen Wald das erste Wolfsrudel seit 150 Jahren gebildet hat und das Agrarministerium und das Umweltministerium weiter herumeiern, wer für die Beratung und die Förderung für einen wirksamen Schutz unserer Schafe zuständig ist", sagt der Geschäftsführer des bayerischen Schafhalterverbands und Schäfer, René Gomringer. Die Schafhalter haben auch schon klare Vorstellungen, wer die Beratung übernehmen sollte. "Das sind die beiden Kleintierzentren an den Landwirtschaftsämtern in Pfaffenhofen/Ilm und in Kitzingen", sagt Gomringer. "Sie sind schon immer die Ansprechpartner für uns Schafhalter und wissen in Sachen Herdenschutz bestens Bescheid. Sie könnten sofort loslegen."

Das Problem ist nach übereinstimmenden Aussagen von Insidern, dass beide Kleintierzentren dem Agrarministerium unterstellt sind und das Haus von Minister Helmut Brunner (CSU) bisher nicht willens ist, die Beratung zu übernehmen. Als Grund werde immer genannt, dass für Wölfe das Umweltministerium zuständig sei, weil die Tiere unter strengem Naturschutz stehen. In Wirklichkeit scheuten sich Brunners Ministeriale aber nur vor möglichen politischen Konflikten mit den Schäfern, Almbauern und deren Verbänden, sollten einmal auch in Bayern wieder Wölfe Schafe reißen. Deshalb wollten sie nichts mit den beiden Programmen zu haben, obwohl diese den Schäfern fest versprochen sind. "So kann es aber nicht weitergehen", erklärt Gomringer. "Da muss schleunigst etwas passieren." Aus dem Umweltministerium hieß es am Dienstag nur, das Förderprogramm Herdenschutz sei in Arbeit. Das Agrarministerium erklärte, das Umweltministerium aktualisiere derzeit den Wolfsmanagementplan. Auf seiner Basis würden die Berater der Kleintier-Fachzentren dann die Schafhalter unterstützen. Erst unlängst hatte Landwirtschaftsminister Brunner wolfsfreie Zonen und Erleichterungen für Abschüsse von Wölfen gefordert. Vor drei Wochen ist im Bayerischen Wald das erste Wolfsrudel seit 150 Jahren nachgewiesen worden. Auch auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr wird mit Wolfsnachwuchs gerechnet.

© SZ vom 23.08.2017 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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