Großweil:Beton fürs Bauernland

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Großbaustelle mit Panoramablick: Die Gemeinde Großweil ist gegen den Neubau machtlos. (Foto: Matthias Köpf)

Ausgerechnet neben dem Freilichtmuseum Glentleiten entsteht ein Riesenstall

Von Matthias Köpf, Großweil

Im Freilichtmuseum Glentleiten mit seinen gut 60 alten Gebäuden präsentiert sich der Bezirk Oberbayern, wie er über Jahrhunderte gewesen ist: Als Bauernland, da ein bisschen wohlhabender, dort karger, mal haben im Stall gleich etliche Stücker Vieh Platz, mal ist es wohl nur eine einzige Geiß gewesen. All die Häuser sind anderswo ab- und hier akribisch wieder aufgebaut worden und exakt beschrieben: Kleinanwesen aus Thal, Hausname "Bichl", 1508. Vielleicht 200 Meter entfernt vom alten Sägewerk (Schönegg, 1928) steckt gerade ein anderes Schild im Boden: "Neubau eines Milchviehstalls, Futterhalle mit Garage, Güllegrube und Fahrsilos" steht auf der Bautafel. Die Arbeiter haben eine Ebene ins kuppige Gelände gebaggert und große Wannen hineinbetoniert, der Aushub häuft sich, zwei Kräne drehen sich.

Denn direkt an der Straße hinauf zur Glentleiten entsteht fast beispielhaft ein Bauernhof, an dem irgendwann jemand eine Tafel mit den Jahreszahlen 2017/18 anbringen kann. Das sei "durchaus kein Projekt, das keinem auffällt", sagt dazu Manfred Sporer, der Bürgermeister der Gemeinde Großweil. Zumal das ja "schon eine exponierte Lage" sei da an der Zufahrt zum Museum. Aber ein Landschaftsschutzgebiet oder so etwas ist es nicht, und deshalb darf ein Bauer, dem es drunten zu eng wird, auf seiner Wiese hier oben einen Aussiedlerhof errichten. Denn Landwirte genießen im Baurecht das Privileg, auch im Außenbereich bauen zu dürfen - ohne Bebauungsplan und Einspruchsrecht der Kommune.

Im Gemeinderat könne man da "einen Kopfstand machen und mit den Füßen klatschen", sagt Bürgermeister Sporer. Nicht dass sie das gemacht hätten, aber mit den Händen Beifall geklatscht haben auch nicht alle, ehe die Mehrheit den Bauantrag gebilligt hat. Ein Nein hätte ja nichts gebracht, so sei das Baurecht, und das Landwirtschaftsamt Weilheim habe zuvor ja geprüft, ob der Antragsteller nicht genauso gut auf einer anderen Wiese bauen könnte: Könnte er nicht, zumindest nicht genauso gut. Der Hof wird groß werden, aber mit Platz für 80 Milchkühe und 40 Jungrinder nicht größer, als das auch in Oberbayern inzwischen Standard ist für solche Neubauten. Von droben vom Herzogstand und vom Jochberg aus wird man ihn mit freiem Auge gut erkennen können. Die Besucher des Freilichtmuseums werden den ganzen Kontrast zu den gleichsam mit dem Pinsel abgestaubten Museumshöfen wohl erst ermessen können, wenn sie von droben wieder heimfahren, heißt es aus der Museumsverwaltung.

Im Museum selbst wird auch nicht gekleckert: Im März soll ein 70 Meter langes Empfangsgebäude mit Ausstellungsfläche, Gastronomie und Schaubrauerei für die rund 130 000 Besucher im Jahr eröffnet werden. Es biedert sich mit seiner modernen Holzarchitektur den alten Häusern nicht an, ist aber 2016 beim Bund der Steuerzahler wegen geschätzter Kosten von 13,5 Millionen Euro ziemlich angeeckt.

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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