Fürth:"Wichtige Zeichen gegen Antisemitismus"

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Nach dreijähriger Bauzeit ist am Sonntag in Fürth der Erweiterungsbau des Jüdischen Museums Franken eingeweiht worden. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der neue Erweiterungsbau des Jüdischen Museums Franken soll ein Anziehungsort für junge Leute sein

Von Jutta Olschewski/epd, Fürth

Im Jüdischen Museum Franken in Fürth ist von sofort an viel mehr Platz für Sonderausstellungen, Veranstaltungen und für museumspädagogische Projekte gegen Antisemitismus und Rassismus. Am Sonntag wurde mit einem Festakt der 5,2 Millionen Euro teure Erweiterungsbau eröffnet, von Montag an darf das Publikum das neue Museum betreten. Mit dem Erweiterungsbau gehöre das Jüdische Museum Franken nun zu den drei wichtigsten jüdischen Museen in Deutschland, sagte die Fürther Kulturreferentin Elisabeth Reichert. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, forderte in seiner Rede ein niederschwelliges Meldesystem für antisemitische Vorfälle in Deutschland. Erst eine solche Statistik würde ein Gesamtbild der Situation widerspiegeln, in der sich die Juden in Deutschland tatsächlich befinden.

Kulturreferentin Reichert verwies auf die lange Geschichte der Juden in Fürth seit dem 14. Jahrhundert und auf die umfangreiche Sammlung des Hauses. Außerdem sei das jüdische Museum an einem historischen Ort untergebracht. Auf 900 Quadratmetern, verteilt auf fünf Geschosse eines großen modernen Gebäudes, hat Architekt Ulrich Manz Räume für Wechselausstellungen, die Bibliothek, Veranstaltungen und die Verwaltung geschaffen. Das Haus ist mit einer Glaspassage mit dem Altbau verbunden ist. Alexander Küßwetter vom Trägerverein Jüdisches Museum Franken versprach, das neue Jüdische Museum werde ein Anziehungsort für junge Leute sein. Man werde sie "aus den schlimmen Erfahrungen der deutschen Geschichte heraus festigen". Das Museumsteam wolle "wichtige Zeichen gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und gegen weltweiten religiösen Wahn setzen". Museumsleiterin Daniela Eisenstein nannte als Beispiel für die neuen Schwerpunkte der Museumsarbeit einen Antisemitismus-Workshop für Lehrer und Schulklassen. Außerdem setze man auf kreativ-partizipative Projekte, für die im Erdgeschoss des Altbaus Räume frei geworden seien, und die Erforschung der Geschichte der Fürther Juden in der frühen Neuzeit.

Zentralratschef Schuster beklagte, dass es bisher keine differenzierte polizeiliche Statistik für antisemitische Straftaten gebe. Von dem geforderten Meldesystem erhoffe er sich, dass "die Mehrheitsgesellschaft das Problem überhaupt ernst nimmt". Die deutsche Gesellschaft stehe derzeit vor der Herausforderung, Antisemitismus zu bekämpfen. Antisemitismus gebe es in verschiedenen Erscheinungsformen und in verschiedenen Gesellschaftsschichten, "und keinen gilt es zu verharmlosen". Deutschland sei zwar immer noch ein Staat, in dem Juden gerne lebten, allerdings gebe es ein "Gefühl der Bedrohung", das sich breit gemacht habe. Das Jüdische Museum Franken war 1999 in Fürth in einem ehemaligen Wohnhaus einer Fürther Familie eröffnet worden, in dem sich ein Ritualbad von 1651 und eine später hinzugebaute Laubhütte befanden. 2008 wurde ein Wettbewerb für den Erweiterungsbau ausgelobt, 2013 beschloss die Stadt das Projekt.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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