Festspielhaus in Füssen:Rettungspläne für das Märchentheater

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Den Glanz früherer Jahre zurückbringen: Ein Investor und der Freistaat wollen in das Festspielhaus am Forggensee investieren. Ein Millionenzuschuss soll ermöglichen, dass das Theater künftig das ganze Jahr bespielt werden kann. Aber die Pläne gehen noch weiter.

Stefan Mayr

Im Frühjahr 2000 wurde das Festspielhaus mit der Uraufführung des Musicals "Ludwig II. - Sehnsucht nach dem Paradies" eröffnet. (Foto: REUTERS)

2007 fiel im Festspielhaus Füssen der letzte Vorhang für das König-Ludwig-Musical. Seitdem schlummert das Schmuckstück zu Füßen von Schloss Neuschwanstein vor sich hin, immer nur sporadisch aus dem Koma erweckt von vereinzelten Fernsehshows, Konzerten oder Firmen-Events. Doch jetzt arbeiten Lokal- und Landespolitiker aus dem Allgäu an der Wiederbelebung des Theaterhauses; Sie wollen das zum Verkauf stehende Areal am Ufer des Forggensees mit einem Millionenzuschuss aus dem freistaatlichen Kulturetat endlich über das ganze Jahr hinweg bespielen.

Zu den Plänen gehört der Neubau eines Luxushotels direkt neben dem Theater - und ein neues Kulturkonzept, das unter anderem regelmäßige Gastspiele des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz vorsieht. Wenn alles glatt läuft, wird die Geldspritze in sechs- bis siebenstelliger Höhe im nächsten Nachtragshaushalt festgeschrieben.

"Wir wollen das Haus auf verschiedene Beine stellen, jedes Bein für sich soll den Glanz früherer Jahre zurückbringen", sagt der Ostallgäuer Landrat Johann Fleschhut (Freie Wähler). Im Frühjahr 2000 wurde das Festspielhaus mit der Uraufführung des Musicals "Ludwig II. - Sehnsucht nach dem Paradies" eröffnet, damals gab sich die gesamte Prominenz Bayerns die Ehre - und zeigte sich beeindruckt sowohl von der Architektur als auch der Produktion. Doch nach drei Jahren war der Zauber vorbei, 2003 wurde trotz hoher Zuschauerzahlen Konkurs angemeldet. Auch der zweite Versuch ( Ludwig² - Der Mythos lebt) scheiterte und wurde 2007 beendet.

Günter Döbler, der Eigentümer des Hauses, verhandelt derzeit nach eigenen Angaben mit "mehreren" interessierten Investoren. Mit einem von ihnen hat er sogar schon einen "Vorvertrag" unterschrieben. Dabei soll es sich um ein deutsches Unternehmen handeln, das extra für das Projekt Festspielhaus gegründet wurde. "Die Investoren kommen aus der Musik- und aus der Immobilienbranche, das ist eine perfekte Verbindung", sagt Döbler. Bis Mitte November will er den Kaufvertrag abschließen, der Stadtrat Füssen hat sich in nicht öffentlicher Sitzung schon mit einer Bauvoranfrage beschäftigt

Das Landratsamt Ostallgäu signalisiert bereits sein Plazet für die Hotelpläne: "Wir haben die Genehmigungsfähigkeit vorgeprüft", sagt Landrat Fleschhut, "ein Vier- bis Fünf-Sterne-Hotel ist grundsätzlich möglich." Er stehe "voll" hinter dem Projekt, betont Fleschhut, allerdings fordert er an dieser "wahnsinnig schönen Stelle eine Architektur von höchster Qualität".

Neben Fleschhut und Füssens Bürgermeister Paul Iacob gehören Finanz-Staatssekretär Franz Pschierer und Staatskanzlei-Chef Thomas Kreuzer zu den treibenden Kräften. Angeblich gab Ministerpräsident Horst Seehofer bei seinem jüngsten Besuch im Allgäu seine Zusage, dass das Festspielhaus in den nächsten Nachtragshaushalt aufgenommen werde - sofern bis dahin ein schlüssiges Konzept vorliegt. Von einer "sechs- bis siebenstelligen" Summe ist die Rede, allerdings wartet München ab, bis die neuen Eigentümer des Festspielhauses endgültig feststehen.

Das Konzept wird derzeit hinter den Kulissen erarbeitet. Wie Ministerialdirigent Toni Schmid vom Kunstministerium bestätigt, ist eine Kooperation mit dem Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz geplant, es soll am Forggensee mehrere Gastspiele geben. Zudem soll ein "internationales Musikfestival der Alpenländer" etabliert werden, die Rede ist von einer großen TV-Show, bei der der Bayerische Rundfunk und das Schweizer Fernsehen zusammenarbeiten.

"Das Problem war immer, dass es in Füssen nicht genügend Hotels für alle Gäste gab", sagt Noch-Eigentümer Döbler. "Die Leute mussten bis aus Oberammergau oder Oberstdorf hergekarrt werden." Sollte der Neuanfang gelingen, wird wohl auch wieder ein König-Ludwig-Musical gezeigt werden. Stephan Barbarino, der Regisseur der ersten Auflage, kann es kaum erwarten, wieder loszulegen.

Unterdessen wird der dritte Anlauf eines Ludwig-Musicals abgewickelt: Das Insolvenzverfahren gegen die Shortcuts Classics GmbH, die den Kini auf der Bühne der Kemptener Bigbox etablieren wollte, wird in den nächsten Tagen voraussichtlich vom Amtsgericht Wiesbaden mangels Masse eingestellt. Jedenfalls besagt ein Gutachten, dass das Vermögen der GmbH nicht ausreicht, um die Verfahrenskosten zu decken. Die Gläubiger - unter ihnen Komponist Konstantin Wecker - werden wohl leer ausgehen.

© SZ vom 31.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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