Festivals:Kulturveranstalter aus Füssen insolvent

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Von Sabine Reithmaier, Füssen

Für Geretsried war die Absage eine böse Überraschung. Der "Kulturherbst" der Stadt, ein zehntägiges Festival, das am 1. Oktober beginnen sollte, findet nicht statt. Der Grund: Veranstalter Florian Zwipf-Zaharia ist pleite und hat für seine Firma "Cultus Production GmbH" am Freitag Insolvenz beim Amtsgericht Kempten angemeldet. "Es bleibt mir nichts anders übrig", sagte Zwipf-Zaharia. Die Aussicht, mit einem sechsstelligen Betrag hängen zu bleiben, habe ihn zu diesem Schritt gezwungen. "So liquide bin ich nicht."

Der 58-jährige Füssener managt bereits seit 14 Jahren Kulturveranstaltungen, bislang erfolgreich. Neben dem Kulturherbst, den er erst im Januar übernommen hatte, veranstaltet er seit vielen Jahren den "Garmischer Kultursommer". In den letzten Monaten war er zudem damit beschäftigt, die Neuauflage der Carl-Orff-Festspiele in Andechs und Dießen vorzubereiten, für die er ebenfalls das unternehmerische Risiko trägt. Auch hier wurden bereits Verträge geschlossen.

"Ich bin es gewohnt, dass es Ausschläge nach oben und unten gibt, was das Interesse der Besucher betrifft", sagt Zwipf-Zaharia. Aber in diesem Jahr oder genauer seit dem 22. Juli, dem Tag des Amoklaufs in München, sei vieles anders als gewohnt gelaufen. Allein im Garmischer Kultursommer, einem Theaterfestival Ende August, habe er 40 Prozent weniger Besucher gezählt, obwohl der Spielplan nicht anders gestrickt war als in den Vorjahren. "Wir hatten viel weniger Zuspruch von auswärts", berichtet er.

In Geretsried sei trotz bekannter Namen wie Claudia Koreck, Konstantin Wecker, Christian Springer oder August Zirner der Vorverkauf einfach nicht angesprungen. 55 000 Flyer und etliche Anzeigen genügten nicht, um die Geretsrieder zum Kartenkauf zu bewegen. Bis vergangenen Mittwoch hatte Zwipf-Zaharia gerade um die 1000 Tickets veräußert; 10 000 Karten wollte er eigentlich loswerden. "Wissentlich habe ich nichts falsch gemacht", sagte er am Freitag.

Noch weiß er nicht, was aus den Orff-Festspielen wird, hofft aber auf eine gute Lösung. "Ich bin optimistisch, dass es weitergeht." Die vom Konkurs ebenfalls bös überraschte Orff-Stiftung, mit 150 000 Euro der größte Geldgeber des Festivals, hält sich noch bedeckt. Der Vorstand werde nächste Woche tagen, teilt Geschäftsführerin Ute Hermann mit. "Dann sehen wir weiter."

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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