Festival in Würzburg:Verbannt ins Trockendock

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Hafensommer fällt heuer mangels kompetenten Personals aus

Der Würzburger Hafensommer ist wirklich keine beliebige Kulturveranstaltung. Internationale Künstler treten dort auf, bekannte und unbekannte, das Programm reicht von Jazz bis Weltmusik. Heuer sollte das Festival zum zehnten Mal stattfinden und heimkehren in den Alten Hafen. In den vergangenen Jahren musste es auf die Mainwiesen ausweichen, weil die Hafenmauer saniert wurde. Genug Gründe also, das Jubiläum zu feiern.

Deswegen haben einige erst an einen Faschingsscherz gedacht, als es hieß, der Hafensommer müsse in diesem Jahr ausfallen. Pausieren, heißt es offiziell, der Hafensommer gehe ins Trockendock.

Der Grund ist ein personeller Wechsel im Rathaus. Weil der bisherige stellvertretende Leiter des Fachbereichs Kultur in das Personalreferat wechselt, ist der Mann weg, der als organisatorischer Leiter tätig war. Die neue Chefin des Kulturamtes "konnte noch keine Erfahrungen mit dem Festival sammeln", heißt es, gilt also offenbar als zu unerfahren. Und der Produktionsleiter sei andernorts so stark engagiert, dass er für das Würzburger Festival in diesem Jahr keine Zeit habe. "Auf drei von vier Positionen gab es Wechsel", sagt Kulturreferent Muchtar Al Ghusain, "damit hatten wir keine Wahl." Auch der künstlerische Leiter des Hafensommers, Jürgen Königer, sieht das so. Inzwischen. "Ich war erst nicht begeistert", sagt er, aber es sei die richtige Entscheidung. "Viele Leute vergessen, dass es sich nicht um drei, vier Tage handelt", sagt er, es stecke enorm viel Arbeit in dem 17-tägigen Festival. Er sieht die Absage als legitime Pause, um sich neue Gedanken um das Festival zu machen.

Alles nicht die Aufregung wert? Es gibt inzwischen laute Kritik, auch aus dem Stadtrat. Zumal die Stadträte aus der Lokalzeitung davon erfuhren. Weder im Kulturausschuss noch im Kulturbeirat, die wenige Tage zuvor getagt hatten, sei davon die Rede gewesen, schreibt CSU-Stadtrat Willi Dürrnagel in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU). "Ich finde dieses Vorgehen der Stadtverwaltung einfach empörend und für das Ansehen Würzburgs sehr schädlich." Er fordert eine Aufklärung, denn die bisher genannten Gründe "sind meines Erachtens nicht stichhaltig und fadenscheinig". Dürrnagel geht hart ins Gericht mit dem OB: "Die Personalpolitik scheint mir in diesem Fall mehr als dilettantisch."

Kulturreferent Al Ghusain will das freilich nicht unterschreiben, räumt aber eine Kommunikationspanne ein. Die Information habe zunächst nur Sponsoren und Künstler erreichen sollen, dann habe er den Stadtrat informieren wollen. Allerdings sprach sich die Absage vorher schon rum. Jetzt versucht er auch dem noch etwas Positives abzugewinnen: Wenigstens sei der Hafensommer wieder einmal in aller Munde. Und im nächsten Jahr hoffentlich wieder wegen des Programms.

© SZ vom 11.02.2016 / kaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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