Familiendrama in Vogtareuth:Großvater erschießt Enkel

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79-Jähriger soll den Buben getötet und sich schwer verletzt haben

Von Matthias Köpf, dpa, Vogtareuth

Ein 79 Jahre alter Mann hat am Mittwoch vermutlich seinen erst acht Jahre alten Enkel erschossen und offenbar danach vergeblich versucht, sich selbst zu töten. Angehörige hatten nach Polizeiangaben am frühen Vormittag gegen 9.20 Uhr den Notruf gewählt und von den Schüssen auf den Buben und dessen schweren Verletzungen berichtet. Die Polizei schickte sofort ein großes Aufgebot nach Zaisering, einen kleinen, ländlichen Ort in der 3200-Einwohner-Gemeinde Vogtareuth nordöstlich von Rosenheim. Beim Eintreffen von Polizei und Rettungskräften war der Bub noch am Leben. Der Rettungsdienst brachte ihn sofort in eine Klinik, doch die Ärzte dort konnten sein Leben nicht mehr retten. Er starb noch am Vormittag, etwa zwei Stunden nach dem Notruf.

Trotz eigener schwerster Verletzungen am Leben blieb dagegen der Großvater, den Polizisten nach kurzer Suche in einem Waldstück fanden, das ein paar Minuten zu Fuß von dem Anwesen in Zaisering entfernt liegt. Wie die Polizei vermutet, hatte er sich nach den Schüssen auf seinen Enkel mit seiner Waffe, einer Pistole, selbst das Leben nehmen wollen. Auch er wurde ins Krankenhaus gebracht und war nach Polizeiangaben bis zum Abend in einem lebensbedrohlichen Zustand und nicht vernehmungsfähig. Die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei Rosenheim haben die Ermittlungen übernommen. Spezialisten sicherten die Spuren sowohl im Haus der Familie als auch in dem nahen Waldstück. Angaben zum möglichen Motiv des Großvaters und Details des Tathergangs gab die Polizei bis zum Abend nicht bekannt. Über eine eventuelle Demenz oder eine ähnliche Erkrankung des Mannes sei zur Stunde aber nichts bekannt, hieß es am Nachmittag aus dem Polizeipräsidium.

Polizisten befragten Angehörige und Nachbarn im Ortsteil Zaisering. Die Befragungen würden sicherlich noch am Donnerstag andauern, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums. In der Gemeinde Vogtareuth und vor allem im kleinen, am rechten Ufer des Inns gelegenen Zaisering mit seinen etwa 300 Einwohnern herrschten nach den Meldungen über das mögliche Familiendrama Entsetzen und Fassungslosigkeit. "Ich bin geschockt", sagte Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter. "Über so etwas liest man sonst in der Zeitung. Jetzt ist es auf einmal so nah." Bürgermeister Leitmannstetter stammt selbst aus Zaisering. "Das ist besonders hart. Da kennt man sich."

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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