Energie-Plus-Haus:Das Eigenheim als Tankstelle

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Doppelte Abdichtung: So wie hier in einer Münchner Ausstellung können sich Fenster in einem Energie-Plus-Haus präsentieren. (Foto: lok)

Die TU will in Fürstenfeldbruck ein Energie-Spar-Eigenheim bauen, das zusätzlich den Strom für ein Elektroauto liefert. Im Herbst soll eine Familie einziehen und ein Jahr lang testen, ob die Idee funktioniert.

Von Peter Bierl

Die meiste Energie wird in privaten Haushalten verpulvert. Energetische Sanierungen von Altbauten und der Bau von Passivhäusern liegen deshalb im Trend. Doch in Zukunft könnte es noch viel weit reichendere Konzepte geben, mit denen Familien nicht nur Strom und Kohlendioxid sparen, sondern auch gleich noch ihr Auto betreiben. Die Technische Universität München und BMW haben sich mit den privaten Firmen Dynahaus und SMA Solar Technology zusammengetan, um das in Fürstenfeldbruck auszuprobieren.

Dort soll im Frühjahr der Prototyp eines sogenannten "Energie-Plus-Hauses" entstehen. Das soll nicht nur energetisch optimal gebaut sein, sondern zusätzlich auch noch den Strom für ein Elektroauto liefern. Im Herbst 2014 soll dort eine vierköpfige Familie einziehen und ein Jahr lang unter echten Alltagsbedingungen testen, ob die Idee funktioniert.

Das Energie-Plus-Haus ist eine Weiterentwicklung des Passivhauses. Eine optimale Wärmedämmung reduziert den Heizbedarf auf einen kleinen Rest, der mithilfe einer Wärmepumpe gewonnen wird. Den Strom für die Pumpe sowie alle anderen elektrischen Geräte liefert eine Photovo1ltaikanlage auf dem Dach. So soll im Grunde auch das TU-Musterhaus in Fürstenfeldbruck funktionieren. Dort sollen Photovoltaikmodule mit einer Leistung von sieben bis acht Kilowattpeak montiert werden. Sie könnten im Jahr etwa 6000 Kilowattstunden Strom liefern.

Ein Viertel des Sonnenstroms soll nach Berechnungen der Wissenschaftler vom Zentrum für nachhaltiges Bauen an der TU München übrig bleiben, um damit auch noch das Elektroauto der Musterfamilie aufzuladen. Manuel Lindauer von der TU schätzt, dass die Batterie des Wagens damit 75-mal vollgeladen werden könnte. An trockenen Sonnentagen könnte die Familie dann jeweils 150 Kilometer fahren, insgesamt also mehr als 11 000 Kilometer.

Diese Angaben sind freilich noch Kalkulationen auf dem Papier, betont Lindauer. Ein Jahr lang solle eine vierköpfige Familie testen, ob diese Mengen tatsächlich ausreichen, sagt der Wissenschaftler. Erforscht werden soll, wie viel Strom für das Auto übrig bleibt. Das Haus selbst hat 145 Quadratmeter Wohnfläche, aber keinen Keller. Auf der Südseite im Parterre liegt ein großer Wohnbereich samt Küche, auf der Nordseite befinden sich Eingang,Treppenhaus und ein Technikraum. Im Obergeschoss sind ein Bad und drei bis vier Schlafräume vorgesehen. Vor dem Haus befindet sich eine große rote Box, in der die Energiezentrale sowie die Zapfsäule für das Elektroauto untergebracht sind.

Die Kosten für den Hausbau schätzt Lindauer auf etwa 350 000 Euro. Von einem Schaufensterprojekt sprach Professor Werner Lang, als er den Fürstenfeldbrucker Stadträten das Projekt präsentierte. Es sei ein Beitrag zur Energiewende, "bei der wir uns derzeit im Kreis drehen". Das Haus soll bis August errichtet werden, danach würde die Technik im "Leerbetrieb" getestet, bevor die Familie für ein Jahr einzieht. Später könnte eine ganze Siedlung aus solchen Häusern gebaut werden.

© SZ vom 28.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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