Disco in Eggenfelden:"Bestimmte Ausländer" müssen draußen bleiben

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Diskriminierende Quote? Eine niederbayerische Disco wehrt sich gegen den Vorwurf, manchen Ausländern den Zutritt zu verwehren. So stand es aber bis vor kurzem auf der Webseite.

Kathrin Haimerl

Der junge Mann, der mit einer Gruppe von Freunden versucht, an den Türstehern der Diskothek vorbeizukommen, klingt zwar sehr niederbairisch. Und auch von der Kleidung her passt er zu den anderen Partygängern. Die Türsteher verweigern ihm trotzdem den Eintritt.

Partygänger in einer Großraumdisco: Ein TV-Bericht greift die Einlasskriterien einer niederbayerischen Disco an. (Foto: dpa)

Die Szene spielt sich vor dem Bali in Eggenfelden ab. Das ist eine typische Großraumdisco in der niederbayerischen Provinz, eine Vergnügungsstätte der Dorfjugend also. Es gilt, den Massengeschmack zu bedienen. Das geschieht auf mehreren Areas und mit einer imposanten Lasershow.

Die Disco schließe gerade, sagen die bulligen Herren vor dem Eingang. Dabei ist es gerade einmal Mitternacht. Der junge Mann ist Türke. Seine Abstammung vermutet er auch als Grund für die Abfuhr an der Tür der Disko. Es sei nicht das erste Mal, dass ihm das passiere, erzählt er on3 Südwild, dem Jugendsender des Bayerischen Rundfunks.

Bis vor kurzem fand sich auf der Homepage des Bali der Hinweis, dass das Einlasspersonal zwar nicht angehalten sei, eine willkürliche "Selektion nach Herkunft, Nationalität oder Religionszugehörigkeit" zu treffen. "Da aber die Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen zwischen bestimmten Ausländergruppen stets negative Auswirkungen haben, wird am Abend nur einem gewissen Prozentsatz an bestimmten Ausländern der Einlass gewährt", zitiert der BR von der Webseite. Inzwischen ist der Hinweis von der Webseite entfernt worden.

Die niederbayerische Diskothek ist kein Einzelfall: Ein solcher Hinweis zu den Einlasskriterien findet sich auf mehreren Webseiten von Klubs. Zum Beispiel auf der Seite des Klubs B2 reloaded in Mering bei Augsburg.

In einem Online-Forum schildert ein anderer Partygänger ähnliche Erfahrungen wie der junge Mann aus dem BR-Bericht: "Ich bin Türke. Bin mit zwei Deutschen und einem Albaner ins Bali. Zuerst fragen sie meinen albanischen Freund nach seinem Ausweis und woher er kommt. Da sagt er, Kosovo. Auf einmal sagen die, ihr könnt gleich wieder heimgehn."

Hat der Betreiber die Sicherheitsleute angewiesen, Ausländern den Zutritt zu verweigern? Nein, sagt Michael Friedrich, Geschäftsführer des F-Sec-Sicherheitsdienst in Regensburg, zu sueddeutsche.de. Seine Firma stellte die Türsteher an dem Abend in Eggenfelden. Der junge Mann sei in Begleitung von Personen gekommen, die seinen Männern schon mehrfach gewalttätig aufgefallen seien. "Das Bali hat auch genug ausländische Stammgäste", sagt Friedrich weiter.

Ziel der Gästeauswahl sei es, eine "homogene Masse herzustellen". "Es gibt auch genügend Deutsche, die wir nicht reinlassen."

Rechtlich zulässig? Schwierig, sagt der Münchner Rechtsanwalt Oliver Schmidt. Grundsätzlich sei der Diskothekenbetreiber in seinem Hausrecht frei. Manches falle allerdings unter das Antidiskriminierungsgesetz: "Er kann nicht sagen, ich lasse keine Mohammedaner rein, weil die Bundesregierung eine Terrorwarnung rausgegeben hat." Der Klub-Betreiber könne aber durchaus gewisse Gruppen ablehnen, wenn er bereits Erfahrungen gemacht hat, "dass es zu akuten Auseinandersetzungen gekommen ist".

Genau damit rechtfertigt sich Bali-Betreiber Timur Fedorov. Es habe in der Vergangenheit immer wieder Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Ausländergruppen gegeben, lässt er über seinen Anwalt in einem Schreiben an den BR erklären. Der Betreiber und sein Anwalt waren für sueddeutsche.de nicht zu erreichen.

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