Dienstreisen: Verzicht auf Hubschrauber:Seehofer bleibt am Boden

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Das freut die Umwelt und den Steuerzahler: Regierungschef Seehofer nimmt den Helikopter äußerst selten in Anspruch - im Gegensatz zu seinen Amtsvorgängern.

Kassian Stroh

Er gehört zu den teuersten, lautesten und umweltunfreundlichsten Reisemitteln: der eigene Hubschrauber. Aber auch zu den schnellsten und prestigeträchtigsten. Nicht zuletzt deshalb greifen die bayerischen Kabinettsmitglieder immer wieder darauf zurück.

Reist bisher lieber im Wagen: Ministerpräsident Horst Seehofer (Foto: Foto: dpa)

Aber in höchst unterschiedlichem Maße.

Denn seit Horst Seehofers Amtsantritt hat sich die Zahl ministerieller Hubschrauberflüge deutlich reduziert: Nur achtmal bestellten Regierungsmitglieder seit Oktober einen der Helikopter der Polizei.

In der zwölfmonatigen Regierungszeit Günther Becksteins waren es hingegen 28 Fälle, wie das Innenministerium auf Anfrage mitteilte. Noch deutlicher ist der Kontrast beim Ministerpräsidenten selbst: Während Beckstein in dieser Zeit 40-mal einen Hubschrauber bestieg, bleibt Seehofer offenbar lieber am Boden. Schlicht eine Null meldet das Ministerium für ihn.

Das freut die Umwelt und den Steuerzahler - schließlich kostet jede Flugstunde 1450 Euro. Mehr als 250 Liter Treibstoff werden pro Stunde verbrannt. Eigene Hubschrauber für die Minister gibt es nicht, sie fordern bei Bedarf ein Gerät aus der Polizeihubschrauberstaffel an. Für dienstliche Zwecke freilich nur, nicht für Parteitermine, wie das Ministerium versichert. Und wenn der Helikopter für einen Polizeieinsatz gebraucht wird, hat das Vorrang. Insgesamt neun Hubschrauber unterhält die bayerische Polizei - stationiert sind sie am Münchner Flughafen und in Roth bei Nürnberg.

Die Flugstatistik sagt auch einiges aus über den Arbeitsstil Seehofers im Vergleich zu dem seiner Vorgänger. Edmund Stoiber war ein Vielflieger: Zwei- bis dreimal pro Monat griff er auf die Polizeihubschrauber zurück.

Er gab den Rastlosen, den stets im Einsatz befindlichen Landesvater. Einmal flog er nur für ein Zeitungsinterview von Oberfranken nach München in die Staatskanzlei - um direkt danach einen Flieger gen Berlin zu besteigen.

Auch Beckstein wollte in dem Jahr, das zwischen seiner Wahl zum Ministerpräsidenten und seinem Sturz lag, so viel wie möglich im Lande herumkommen. Sein Kalkül: Da ihn die Leute mochten, musste er möglichst viele treffen, um die Landtagswahl zu gewinnen. Viel zu viel mute er sich da zu, kritisierten damals Parteifreunde und rieten ihm, weniger Termine wahrzunehmen und stattdessen mal in Ruhe über seine Politik nachzudenken.

Recht unglücklich geriet auch ein Hubschrauberflug Anfang Juni 2008 nach Nürnberg: Da eröffnete Beckstein ausgerechnet eine Klimakonferenz - und die Grünen rechneten ihm vor, er habe mit dem Flug achtmal mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen, als wenn er das Auto genommen hätte. "Eine ganz große Ausnahme", um seine Termine einhalten zu können, rechtfertigte sich Beckstein damals. Eine von 40 Ausnahmen.

Seehofer hingegen legt als Ministerpräsident andere Schwerpunkte. Sein Terminkalender ist weit weniger prall gefüllt als der seines Vorgängers. In der Anfangszeit nahm er sich auch mal mehrere Stunden Zeit, um Familienmitgliedern die Staatskanzlei zu zeigen.

Doch auch Seehofer wird bald seinen Helikopter-Jungfernflug als Regierungschef absolvieren: Am 14. Juli weilt er im Kloster Banz bei der Klausur der CSU-Landesgruppe, zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ein Pflichttermin bis 19.00 Uhr. Auch wenn just zu dieser Zeit der Sommerempfang des Landtags in Schloss Schleißheim beginnt.

Seehofer wird etwas später kommen - mit dem Hubschrauber.

© SZ vom 03.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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