CSU:Seehofer hat die Nase vorn

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Das Tauziehen in der CSU um die Beckstein-Nachfolge geht weiter. Während Thomas Goppel und Joachim Herrmann immer noch an ihrer Kandidatur festhalten, wächst die Unterstützung für Horst Seehofer.

Die Chancen für Wissenschaftsminister Thomas Goppel und Innenminister Joachim Herrmann, die Beckstein-Nachfolge im Amt des Ministerpräsidenten zu übernehmen, schwinden. Immer mehr Abgeordnete sprechen sich für Bundesagrarminister Horst Seehofer als künftigen Ministerpräsidenten aus.

Die Chancen für Bundesagrarminister Horst Seehofer, Ministerpräsident im Freistaat zu werden, sehen derzeit nicht schlecht. (Foto: Foto: seyboldtpress)

Bereits am Wochenende hatten sich drei CSU-Ortsverbände hinter Horst Seehofer als Beckstein-Nachfolger gestellt - neben Niederbayern und der Oberpfalz sprach sich der mitgliederstärkste und einflussreiche Bezirk Oberbayern für den Bundesagrarminister aus. Neben dem CSU-Bezirksverband München warb am Montag nun auch der Chef des Bezirksverbandes Schwaben, Markus Ferber, für Horst Seehofer ausgesprochen.

Es sei notwendig, beide Ämter zusammenzuführen, sagte der CSU-Europaabgeordnete und Vorsitzende des Bezirksverbands Schwaben, Markus Ferber im Deutschlandfunk. Nach der Wahlniederlage der CSU müssten die Kräfte gebündelt werden.

Er sei von Anfang an überzeugt gewesen, dass es richtig sei, Seehofer mit beiden Ämtern zu betrauen. Das vergangene Jahr habe gezeigt, dass eine Doppelspitze "nicht zwingend die Kampfkraft der CSU verdoppelt", fügte Ferber hinzu.

Zugleich wies Ferber Stimmen aus der CDU zurück, die die Sonderrolle der CSU in der Unions-Fraktion in Frage stellen. Er halte von diesen "Muskelspielereien" überhaupt nichts. Am Ende werde nach der Bundestagswahl im kommenden Jahr abgerechnet. Die CDU sollte ein Interesse daran haben, dass die CSU sich jetzt schnell stabilisiere, um ein erfolgreiches Wahlergebnis mit einbringen zu können.

Der niederbayerische Bezirkschef Manfred Weber, der sich für Seehofer als Beckstein-Nachfolger ausgesprochen hat, hat Goppel und Herrmann indirekt zur Aufgabe ihrer Kandidatur aufgefordert.

"Die CSU und ihre Anhänger wünschen sich Horst Seehofer als CSU-Chef und Ministerpräsident. Deshalb hoffe ich, dass die anderen Kandidaten verantwortungsbewusst mit dieser Erkenntnis umgehen und mithelfen, eine Entscheidung im Miteinander zu finden", sagte Weber der Passauer Neuen Presse.

Es dürfe nicht weiter zu Spaltungen kommen, erklärte der CSU-Politiker. "Wir müssen wieder Geschlossenheit herstellen." Es brauche jemanden, "der kraftvoll für die CSU und den Freistaat sprechen kann", forderte Weber. "Und das ist Horst Seehofer." Wer in Berlin nicht in die Kabinettsdisziplin eingebunden sei, könne die bayerischen Interessen besser vertreten.

Geringe Unterstützung für Herrmann und Goppel

Innenminister Joachim Herrmann erhält derzeit lediglich Unterstützung von seinem CSU-Heimatverband Mittelfranken. Herrmann betonte im Bayerischen Rundfunk, man sei jetzt "in guten Gesprächen" in der CSU-Landtagsfraktion und mit den Mitgliedern des Parteivorstands.

Der Chef des CSU-Bezirks Mittelfranken fügte mit Blick auf die bevorstehende Abstimmung in der CSU-Fraktion hinzu: "Ich denke, dass wir am Mittwoch dann eine kluge Entscheidung hinbekommen werden."

Der mittelfränkische CSU-Bezirksvorstand hatte sich am späten Sonntagabend in Röthenbach einstimmig für Herrmann ausgesprochen.

Nach Angaben von Vize-Bezirkschef Manfred Weiß heißt es in dem entsprechenden Beschluss, man sei überzeugt davon, dass der Innenminister "die ganze CSU-Landtagsfraktion mit allen Landesteilen einigt und repräsentiert".

Zugleich begrüßte die mittelfränkische CSU-Spitze die Kandidatur von Seehofer für den CSU-Vorsitz. Sie unterstrich: "Wir halten es für richtig, dass er in dieser neuen Funktion für eine starke Präsenz und Wahrnehmung der CSU in Berlin sorgt und die CSU als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl 2009 führt."

Wissenschaftsminister Thomas Goppel, der noch als dritter Kandidat im Rennen um die Beckstein-Nachfolge ist, musste am Wochenende einen Rückschlag hinnehmen. Die Oberbayern versagten ihm die Gefolgschaft. Derzeit spricht sich nur der Bezirk Unterfranken für eine Kandidatur des Oberbayern aus.

Am Dienstag oder Mittwoch wollen sich die Kontrahenten noch einmal treffen. Sollte es bis dahin zu keiner Einigung zwischen den Kandidaten gekommen sein, wird die Fraktion entscheiden.

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