CSU: Nachfolger für Weiß gesucht:Unter Unterfranken

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Zwei Dinge machen es Ministerpräsident Seehofer besonders schwer, einen geeingeten Nachfolger für Innenstaatssekretär Weiß zu finden: der Regionalproporz und die eigenen Leute.

Kassian Stroh

Es gibt in Bayern den Regionalproporz. Und es gibt Unterfranken. Ersterer macht jede Kabinettsbildung zum schwierigen Puzzle, in dem Personen hin- und hergeschoben werden und nach Kriterien bemessen werden, von denen Sachkenntnis ein eher nachrangiges ist.

Zweiteres macht die Sache noch komplizierter. Zumal jetzt, wenn der einzige Unterfranke aus dem Kabinett ausscheidet (Bernd Weiß, noch Innenstaatssekretär) und die Unterfranken darauf pochen, er müsse selbstverständlich von einem Unterfranken ersetzt werden. Ministerpräsident Horst Seehofer, der die Personalie entscheiden muss, ist nicht zu beneiden.

Denn Unterfranken gibt es nicht, es gibt drei Unterfranken: die Region Würzburg, die Gegend um Schweinfurt und irgendwo tief im Westen, hinterm Spessart, die Aschaffenburger. Es gibt dort einen CSU-Bezirkschef, Michael Glos, und eine Machthaberin: Barbara Stamm.

Alle haben eigene Interessen, alle bringen Kandidaten in Stellung. Sogar Anja Weisgerber wird genannt, die Schweinfurt zuzuordnende CSU-Europaabgeordnete. Ihre Berufung ist indes so wahrscheinlich wie die Abschaffung des Bocksbeutels. Denn Seehofer kann es sich nicht erlauben, die CSU-Landtagsfraktion zu übergehen, in seiner jetzigen geschwächten Situation schon dreimal nicht.

Ein Landtagsabgeordneter also muss her: Oliver Jörg aus Würzburg? Eigentlich ein Sozialpolitiker, 37 Jahre jung, recht unerfahren, er ist erst seit 2008 im Landtag. Wie auch Manfred Ländner (Würzburg-Land), 50, der aber sitzt zumindest im Innenausschuss.

Oder was ist mit Peter Winter, 55? Er war 20 Jahre lang Bürgermeister von Waldaschaff im Kreis Aschaffenburg. "Langjährige kommunalpolitische Erfahrungen" hat Glos als Kandidatenkriterium ins Spiel gebracht, denn der Innenstaatssekretär ist für die Kommunen zuständig. Das sagt aber wenig über Winters Chancen, denn wenn man sich in der CSU umhört, hat man am Ende des Tages jeden unterfränkischen Abgeordneten mindestens einmal als Kandidaten vernommen.

Sicher ist: Seit gestern steht in der Landtags-Tagesordnung für kommenden Mittwoch die Vereidigung des Neuen. Durch Stamm, die Landtagspräsidentin. Weshalb sie die einzige Unterfränkin ist, die derzeit nicht als Kandidatin gehandelt wird.

© SZ vom 09.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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