Vor der CSU-Landesleitung in der Nymphenburger Straße ist Stau. Eine Wand aus Journalisten und Kamerateams versperrt den Limousinen der Politiker die Einfahrt in den Hof. Nicht einmal der Sicherheitsdienst schafft es, die Meute auseinanderzutreiben.
Also bleibt der Parteiprominenz nichts anderes übrig, als zu Fuß die wenigen Meter zum Eingang gehen - hindurch durch die Mikrofone, Kameras, Diktiergeräte. Und hindurch durch die ewig gleichen Fragen: Wie wird die Partei mit dem historischen schlechtesten Wahlergebnis umgehen? Was muss sich ändern? Und: Wird es wieder einmal personelle Konsequenzen geben?
Vor allem von der letzten Frage will auch an diesem Morgen keiner etwas wissen. Landtagspräsidentin Barbara Stamm bringt auf den Punkt, was in vielen Variationen in die Blöcke diktiert wird: "Es können nicht schon wieder Köpfe rollen. Wo sollen die denn herkommen?"
Ob sie damit recht behält, wird sich erst noch zeigen. Bislang hat die CSU noch keine Niederlage allein mit inhaltlichen Debatten überwunden. Zuletzt mussten Ministerpräsident Günther Beckstein und Parteichef Erwin Huber das Feld räumen, nachdem sie bei der Landtagswahl 2008 die absolute Mehrheit im Parlament verloren hatten.
Während Erwin Huber indirekt Kritik an Parteichef Seehofer übt, hält sich Günther Beckstein zurück. Für die jetzige Misere seien nicht allein die Personen der vergangenen Jahre verantwortlich, sagt er und fügt hinzu: "Die Probleme liegen nicht an Personen und Plakaten." Jetzt gehe es darum, die Inhalte der Partei wieder so zu definieren, dass die CSU wieder auf die 50 Prozent plus X komme.
Das ist auch das Motto der anderen vor der Vorstandssitzung: "Nach vorne blicken". Für den niederbayerischen Bezirkschef Manfred Weber bedeutet das ein Zurück "zu den konservativen Werten der Partei" und das Einbinden der Basis.
Gesundheitsminister Markus Söder ruft seine Partei zu Geschlossenheit auf. Selbst gegenüber der FDP, die in den vergangenen Wochen immer wieder vom Parteichef angegriffen wurde. "Jetzt müssen wir harmonisch sein", betont Söder. Und für Edmund Stoiber steht fest: "Ohne geschlossene Formationen können wir am Verhandlungstisch in Berlin nichts erreichen."
Wer an diesem Tisch sitzen soll, steht für Manfred Weber bereits fest: Karl-Theodor zu Guttenberg. Er und nicht Peter Ramsauer solle in Berlin die Koalitionsverhandlungen für die CSU führen, findet er.
Guttenberg selbst macht jetzt schon einmal klar, dass er seinen oberfränkischen Wahlerfolg gerne in etwas mehr Einfluss ummünzen würde. "Das CSU-Ergebnis ist keines, das erfreulich ist", sagt er. Umso erfreulicher sei jedoch sein Ergebnis. Mit mehr als 68 Prozent ist er der Erststimmenkönig seiner Partei.
Wer letztlich in Berlin die Koalitionsverhandlungen führen wird, muss sich zeigen. Sicher ist nur: Mit dem schlechten Wahlergebnis wird es die CSU nicht leicht haben, ihre Positionen durchzusetzen.