CSU nach dem Parteitag:Arbeitskreis Gauweiler

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Mit seiner Kampfkandidatur als Parteivize scheiterte Peter Gauweiler beim Nürnberger CSU-Parteitag knapp. Dennoch will Horst Seehofer den euroskeptischen Rebellen künftig in die Parteiarbeit einbinden. Die Frage ist nur wie?

Frank Müller und Mike Szymanski

Große Emotionen, barocke Wortgewalt, mit Gefühlen aufgeladene Erinnerungen - für all das steht Peter Gauweiler in der CSU. Und in der Partei gibt es keinen, der alle Elemente großer Oper so schön in den bittersten Momenten zur Geltung bringt. Wenn Gauweiler verliert, dann ist stets etwas geboten. Bis heute ist sein Auftritt am Aschermittwoch des Jahres 1994 legendär, als er im Münchner Pschorrkeller beim von Edmund Stoiber erzwungenen Rücktritt als Umweltminister seinen Anhängern mit einer abendfüllenden Show voller Wut und Sentimentalität das Herz erwärmte. Peter Gauweiler hat beim Verlieren schon viel gewonnen in der CSU. Oft kam er gestärkt und verändert zurück. Wie wird es diesmal sein?

Alle Elemente großer Oper: Peter Gauweiler beim CSU-Parteitag in Nürnberg. (Foto: dpa)

"So einen Menschen verliert man nicht gern", hatte Parteichef Horst Seehofer nach der Niederlage Gauweilers der SZ gesagt und angekündigt, er wolle den Euro-Rebellen verstärkt einbinden. Doch ob der nach der geballten Initiative aus dem Vorstand gegen ihn auf brave Gremienmitarbeit noch Lust hat, das muss sich erst zeigen. Nach der Niederlage verabschiedete sich Gauweiler am Samstag relativ zügig aus der Halle, meldete sich dann trendig um 15:30 Uhr noch einmal über Facebook ("natürlich bin ich enttäuscht über den Ausgang der Wahl") und tauchte am Abend wieder in der Nachbarhalle auf dem Nürnberger Messegelände auf: in der ersten Reihe als Gast bei Wetten dass..?.

Thomas Gottschalk wollte ihn dazu bewegen, an einem Hüpfballrennen teilzunehmen, doch Gauweiler verzichtete dankend und zeigte auf seinen eingegipsten linken Arm. Auch gestern tauchte Gauweiler ab. In den kommenden Tagen, so ein Seehofer-Sprecher, würden nun Gespräche geführt, entschieden über die künftige Mitarbeit Gauweilers ist also noch gar nichts.

Zumindest will Seehofer das Angebot an Gauweiler auch als Signal an den Euro-kritischen Flügel in seiner Partei verstanden wissen, sich jetzt nicht zurückzuziehen. Denn Seehofer braucht bei der Bayernwahl 2013 jede Stimme und jeden Wahlkämpfer. In Betracht kämen theoretisch mehrere Möglichkeit, Gauweiler einzubinden. Wenn er denn mag und die Partei es so will, könnte er in den Vorstand kooptiert werden. Dies wäre schon ein besonderes Zeichen der Wertschätzung. Die beiden Ehrenvorsitzenden Theo Waigel und Edmund Stoiber sind beispielsweise in den Parteivorstand kooptiert. Damit würdigte die Partei auch die Verdienste der beiden.

Bei Gauweiler täte sich die Partei allerdings schwer, einen solchen Schritt zu begründen. Immerhin würde sie ein Mitglied, das auf dem Parteitag nicht die nötige Mehrheit hinter sich versammeln konnte und das überdies auf Konfrontationskurs zur eigenen Parteilinie geht, mit einem Vorstandsposten belohnen. Seehofer könnte Gauweiler an die Spitze eines CSU-Arbeitskreises oder einer Kommission setzen, die er als Impulsgeber oder Berater betrachtet. Vom Zuschnitt käme am ehesten noch der Arbeitskreis Außen- und Sicherheitspolitik infrage, dessen Fachausschuss zur Europapolitik aber schon vom Chef der CSU-Europagruppe Markus Ferber geleitet wird.

Weil die CSU aber quasi für alles und jeden einen Arbeitskreis hat, wie der AK Juristen nahelegt, dürfte auch ein Arbeitskreis Euro-Skeptischer-Christsozialer keinesfalls unvorstellbar sein. Wahrscheinlicher ist aber, dass Seehofer Gauweiler die Mitarbeit in Bürgerforen anbietet, bei denen die Partei auch mit Nichtmitgliedern ins Gespräch kommen will. Solche Foren hätten auch einen anderen Charakter als biedere Kommissionen, Foren wären schöne, wenn auch kleine Bühnen für Gauweiler. An Instrumenten fehlt es der CSU keinesfalls.

Geradezu flehentlich fallen jedenfalls beim Netzwerk Facebook die Appelle der Gauweiler-Fans an ihr Idol aus: "Lieber Peter Gauweiler, machen Sie bitte weiter so!!!!", kommentieren dort die einen, andere fragen: "Wie können Sie es in so einem schleimigen Haufen von Opportunisten aushalten?" Und einer hat noch einen ganz anderen Vorschlag: "Herr Gauweiler, Sie hätten als Vorsitzender kandidieren sollen."

© SZ vom 11.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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