CSU im Europaparlament:Ferber vor dem Abstieg

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Er war CSU-Spitzenkandidat für die Europawahl, nun droht Markus Ferber ein Karriereknick. (Foto: dpa)

Nach den schweren Verlusten der CSU bei der Europawahl droht Markus Ferber ein Karriereknick. Nach 15 Jahren wird er wohl sein Amt als Vorsitzender der CSU-Gruppe im Europaparlament verlieren. Eine Frau hat besonders gute Chancen auf die Nachfolge.

Von Frank Müller und Mike Szymanski, München

Nach dem Debakel bei der Europawahl muss sich die CSU in Brüssel neu aufstellen. Statt acht Abgeordnete im Europaparlament stellt sie künftig nur noch fünf. Markus Ferber, der bisherige Europagruppenchef der CSU, ließ am Dienstag offen, ob er sich nach 15 Jahren noch einmal um den Vorsitz bewerben wird. Nach SZ-Informationen hat er kaum noch Unterstützer. Seine Nachfolge könnte die Europapolitikerin Angelika Niebler aus Oberbayern antreten. Die 51-Jährige wurde am Dienstag als Favoritin gehandelt.

Ferber hatte als Spitzenkandidat die CSU in den Wahlkampf geführt. In seiner schwäbischen Heimat hat der 49-Jährige Verluste von mehr als elf Prozent zu verantworten. Dort schnitt auch die Alternative für Deutschland besonders gut ab. Zwar trägt Ferber nicht die Hauptverantwortung für den misslungenen Wahlkampf. Die Strategie, mit der Beförderung von Peter Gauweiler zum Parteivize vor allem die Europakritiker anzusprechen, war in der Parteizentrale ersonnen worden. Andererseits wurde damit deutlich, wie wenig Einfluss die Europa-Abgeordneten unter Ferber in der CSU noch hatten. In der Parteispitze hieß es, die verbliebenen fünf Abgeordneten müssten unter sich ausmachen, wer sie anführen soll. Die Truppe müsse aber "gut zusammenarbeiten und harmonieren". Ob dies unter Ferber noch möglich sei, wurde aber bezweifelt. Niebler sei eine "gute Teammanagerin", hieß es über die Oberbayerin. Eine Fähigkeit, die jetzt besonders gebraucht würde.

Ein weiterer CSU-Europapolitiker steht vor einem Karrieresprung: der Niederbayer Manfred Weber. Er hat beste Chancen, Vorsitzender der neuen EVP-Fraktion zu werden. CSU-Chef Horst Seehofer hatte am Montagabend die Personalie in Berlin mit Kanzlerin Angela Merkel abgestimmt. "Das ist eine sehr einflussreiche Position", sagte Seehofer. "Die bekommen sie nicht durch ein Bittgesuch eines CSU-Parteivorsitzenden." Er hoffe nun, dass Weber auch gewählt werde.

Bis zur Sommerpause will Seehofer die Pleite bei der Europawahl aufgearbeitet haben. Der Vorstand will bei einer Klausur am 28. Juni über Konsequenzen beraten. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer kündigte an, auch beim Parteitag im Dezember werde es um die Modernisierung der Partei gehen. Dies sei aber ohnehin geplant gewesen.

© SZ vom 28.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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