Coburg in Oberfranken:Der OB braucht keinen Urlaub

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Ist er unabkömmlich? Coburgs Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD). (Foto: N/A)

Ist Norbert Kastner unabkömmlich? Der Coburger Oberbürgermeister hat kurz vor dem Ende seiner Amtszeit 70 Tage Resturlaub angesammelt. Der Stadtrat möchte ihm den ausbezahlen - doch das geht nicht so einfach.

Von Katja Auer

Nun haben der Coburger Oberbürgermeister und ein ehemaliger amerikanischer Präsident freilich nicht allzu viel gemeinsam. Es ist nicht einmal bekannt, ob es sich bei Norbert Kastner um einen glühenden Verehrer von Abraham Lincoln handelt, auch wenn dessen Verdienste durchaus breite Anerkennung finden. Dem Mann werden außerdem allerhand weise Worte zugeschrieben, etwa jenes, dass, wer den wahren Charakter eines Menschen erkennen wolle, ihm Macht geben müsse. Was sich zu bestätigen scheint.

"Wer Urlaub braucht, hat keinen verdient", soll Lincoln auch gesagt haben und da ist sie nun, die Verbindung zum Coburger Oberbürgermeister. Der nämlich hat kurz vor dem Ende seiner Amtszeit Ende April ganze 70 Tage Resturlaub aus den vergangenen Jahren angesammelt. Kann ja gut sein, dass er ihn einfach nicht gebraucht hat. Jetzt aber muss er ihn irgendwie loswerden, wenn er ihn allerdings nimmt, kann er seinen Schreibtisch im Rathaus eigentlich gleich räumen.

Geht aber nicht, sagt der Coburger Stadtrat, Norbert Kastner sei "unabkömmlich". Deswegen hat das Gremium beschlossen, dem Oberbürgermeister die Urlaubstage auszuzahlen. Je 15 aus den Jahren 2011 und 2012, die gesamten 30 von 2012 und die anteiligen zehn aus dem Jahr 2014. Geht aber nicht, sagt das Innenministerium, das Gesetz sehe nicht vor, dass kommunalen Wahlbeamten ihr Urlaub ausbezahlt wird. Anderen Beamten übrigens auch nicht, das könnte den Staatshaushalt sonst ganz schön in Schieflage bringen.

Das Innenministerium hat jetzt die Rechtsaufsicht, also die Regierung von Oberfranken, beauftragt, den Fall zu überprüfen. Die will nun "die Stadt um weitere Informationen" bitten, heißt es, ansonsten ist nicht viel zu erfahren. Aus dem Rathaus auch nicht. Ein Anruf und es wird recht schnell klar, dass es sich bei der Causa Resturlaub ganz offenbar nicht um das beste Thema für eine kleine Plauderei handelt.

Nur zwei Stadträte, die von der FDP, wollten dem ehemals jüngsten Oberbürgermeister Deutschlands kein Geld auszahlen. Nicht mal für unabkömmlich halten sie ihn. Schließlich gebe es noch zwei Bürgermeister. Sie hätten Norbert Kastner den Urlaub halt gegönnt.

© SZ vom 03.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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