Chemiepark Gendorf:Fische in Alz und Inn stark mit Giftstoffen belastet

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Schon im Jahr 2006 machten die Aktivisten von Greenpeace die PFOA-Problematik mit einer Aktion in der Alz zum Thema. (Foto: DPA)

Das geht aus einer Untersuchung hervor, die der Betreiber des Chemieparks Gendorf anstellen muss. Ein Experte fordert nun bessere Studien zu Gift im gesamten Ökosystem.

Von Matthias Köpf, Burgkirchen

Die Fische, die unterhalb des Chemieparks Gendorf im Landkreis Altötting in Alz und Inn schwimmen, sind weiterhin stark mit einer Vielzahl verschiedener Giftstoffe belastet. Dies geht aus regelmäßigen Untersuchungen hervor, die der Chemiepark-Betreiber Infraserv anstellen muss. Der Vorsitzende des Bezirksfischereivereins Mühldorf-Altötting, Manfred Holzner, hat einen Ergebnisbericht dazu aus dem Jahr 2017 ausgewertet. Holzner ist von Beruf Fisch- und Gewässerökologe und selbst als Gutachter tätig. Er fordert viel intensivere Studien im gesamten Ökosystem und warnt vor einer Fixierung nur auf die Perfluoroctansäure (PFOA).

Vor einem Jahr hat eine Untersuchung an Blutspenden die Menschen in der Region aufgeschreckt. Das Ergebnis wurde im Frühjahr von breit angelegten Blutuntersuchungen bestätigt. Demnach haben im Landkreis Altötting wohl Tausende Menschen eine viel höhere Konzentration der mutmaßlich krebserregenden PFOA im Blut als die Menschen in anderen Regionen. Der Stoff wurde in Gendorf bis 2003 hergestellt und noch bis 2008 verarbeitet. Dass er in der Alz, in Fischen, im Grundwasser und im Boden zu finden ist, war spätestens seit einer Greenpeace-Aktion im Jahr 2006 bekannt.

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Holzner hat die Debatte nun zum Anlass genommen, nach der aktuellen Belastung der Fische in der Alz oberhalb und unterhalb des Chemieparks zu fragen. Vom Landesamt für Umwelt hat er als Antwort den umfangreichen Ergebnisbericht für viele verschiedene Substanzen erhalten. Daraus geht für Holzner hervor, "dass aus dem Chemiedreieck doch einiges an Belastung in die Gewässer freigesetzt wird". Man spreche stets von PFOA, "aber damit versteckt man eigentlich einen Teil dessen, was da tatsächlich stattfindet", kritisiert er. Stattdessen müsse mindestens die ganze Gruppe der perfluorierten Kohlenwasserstoffe und ihr Zusammenwirken in den Blick genommen werden.

Zugleich schränkt der Gewässerexperte ein, dass für den Bericht nur wenige Fische untersucht wurden. Größere Exemplare könnten gut 30 Jahre alt sein und die Stoffe schon vor langer Zeit oder über den ganzen Zeitraum hinweg aufgenommen haben. Mit Holger Lundt vom Bund Naturschutz ist sich Holzner einig, dass die Gifte nicht nur als unmittelbare Gefahr für den Menschen, sondern auch als Gefahr für das ganze Ökosystem untersucht werden müssten.

© SZ vom 14.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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