Buch-Tipp:Mit persönlicher Note

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Es gilt als eines der schönsten Naturbäder Deutschlands. Das größte ist das Naturbad Aschauerweiher in Bischofswiesen auf jeden Fall. (Foto: Gmeiner-Verlag)

Neues Buch über "Wunderbare Wasserorte im Chiemgau"

Von Günther Knoll, München

Der Chiemsee - das ist gewiss - wird in ferner Zukunft einmal verlanden. Das besorgt die Tiroler Achen mit Sand und Geröll, das sie aus dem Alpenraum mitführt. Dass aber die ganze Gegend drumherum zur Wüste wird, steht nicht zu befürchten. Die Gletscher der Eiszeit haben hier eine Landschaft geformt, in der Seen, Flüsse, Moore und Quellen eine prägende Rolle spielen. Um sich in ihr zurechtzufinden, gibt es ja allerlei Lektüre, man landet dann aber oft da, wo sich auch die anderen schon hingelesen oder -navigiert haben. Wenn der Gmeiner-Verlag in seiner Reihe "Lieblingsplätze zum Entdecken" nun auch "Wunderbare Wasserorte im Chiemgau" anpreist, blättert man sich also erst einmal ein wenig vorsichtig in das entsprechende Buch hinein.

Doch aus der Vorsicht wird schnell Neugier, denn schon das Inhaltsverzeichnis zeigt, wie fleißig das Autorenduo Christine Paxmann und Klaus Bovers - beide Ortskenner - da recherchiert hat. Auch in Badekleidung und Wanderschuhen übrigens, den Texten ist anzumerken, dass da nicht zusammengeschrieben wurde, sondern dass das persönliche Erlebnis zählt, ob beim Baden in einem versteckten See, ob beim Wandern durch ein Moor oder auch bei der Einkehr in einer der vielen Landgaststätten.

Der Ort Samerberg ist vielen wohl eher von Stauerlebnissen auf der Autobahn nach Salzburg ein Begriff. Dass dort vor der Kulisse von Hochries und Heuberg aus einem kleinen Moorsee ein wunderschönes Naturbad geschaffen wurde, wissen die wenigsten. Wie man trotz Badeverbots im Wasser des Bärnsees bei Aschau planschen kann? Ganz einfach - der Abfluss speist das Natur-Moorbad Aschau, das sich noch den hölzernen Charme der Fünfzigerjahre bewahrt hat. In den informativen Texten, die anschaulich bebildert und, obwohl kurz, nie ohne persönlicher Note verfasst sind, geht es nicht nur um Badeerlebnisse. Doch die entsprechenden Tipps machen gerade jetzt im Sommer Lust aufs Eintauchen. Nicht unbedingt in den Frillensee, den manche als Deutschlands kältesten See bezeichnen. Ihm verdankt Inzell seinen Ruf als Eisschnelllauf-Hochburg, denn bevor eine entsprechende Halle gebaut wurde, liefen die Sportler auf dem zugefrorenen See ihre Rekorde. Heute führt ein Naturerlebnispfad um ihn herum.

Die Kraft des Wassers wussten die Menschen seit je zu nutzen, ein imposantes Beispiel dafür ist die Glockenschmiede in Ruhpolding. Dort, wo vor gar nicht allzu langer Zeit noch Kuhschellen und auch Eispickel geschmiedet wurden, steht heute am Thoraubach ein Museum. Die alte Technik mit dem großen Mühlrad und drei Schmiedehämmern ist intakt und wird den Besuchern vorgeführt. Glaubenssache ist die Legende von der "Wassertrinkerin von Frasdorf", einer Frau, die nach der Genesung von der Pockenkrankheit nur noch vom Wasser einer Quelle gelebt haben soll. Heute pilgern fromme Verehrer dort zu einer eigens geschaffenen Grotte.

Klar, dass bei den insgesamt 65 Orten weder der Chiemsee mit Fraueninsel, Achendelta und Schifffahrt noch die Entenlochklamm fehlen dürfen. Doch der Begriff Chiemgau ist weit gefasst, die Autoren geben ihm sozusagen fließende Grenzen. So wird der Leser auch auf den Auenlehrpfad an der Salzach in Tittmoning entführt oder nach Burghausen zum Wöhrsee, in dem im Schatten der Burg die ganz Harten mitten im Winter ihre Eisschwimm-Meisterschaft austragen. Es gibt tatsächlich eine Menge zu entdecken in dieser Region.

Christine Paxmann, Klaus Bovers: Lieblingsplätze zum Entdecken - Wunderbare Wasserorte im Chiemgau; Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2017; 16 Euro.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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