Blindgänger:500-Kilo-Bombe entschärft

Lesezeit: 2 min

12 600 Menschen müssen für Aktion ihre Wohnungen räumen

Das war Maßarbeit. Am Sonntagnachmittag um 16.12 Uhr twitterte die Polizei, dass die 500 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am Donnerstag auf einer Baustelle in Neu-Ulm entdeckt worden war, erfolgreich entschärft wurde. Nur eine Stunde zuvor hatten die Experten eines Kampfmittelräumdienstes mit ihrer gefährlichen Arbeit begonnen. Wie lange die Aktion dauern würde, wollte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Kempten da noch nicht sagen. "Die Fachleute müssen ganz in Ruhe arbeiten", sagte er. "Wir lassen ihnen alle Zeit, die sich brauchen." Eine Stunde später konnten die 12 600 Neu-Ulmer, die wegen der Aktion ihre Wohnungen hatten verlassen müssen, in diese zurückkehren.

Für die Entschärfung war eine Sperrzone von 500 Metern rund um den Blindgänger eingerichtet worden. Polizisten riegelten am Sonntag ab acht Uhr morgens die Straßen ab. Es gab keine Ausnahmen, alle Menschen mussten das Gebiet verlassen. "Alles läuft nach Plan - die einzelnen Blöcke werden nach und nach evakuiert, zusätzlich gibt es im Sicherheitsbereich Lautsprecherdurchsagen", twitterte das Polizeipräsidium. Das Gebiet in der Innenstadt rund um den Bahnhof wurde langsam zur Geisterstadt. Beamte kontrollierten, dass niemand vergessen wurde. Pflegebedürftige wurden vom Rettungsdienst abgeholt. Polizei, Rotes Kreuz und Feuerwehr hatten rund 600 Kräfte im Einsatz.

Die meisten Betroffenen hatten Unterschlupf bei Freunden und Verwandten gefunden, viele waren bereits vorher weggefahren. Wer dazu keine Gelegenheit hatte, musste sich am Sonntagmorgen ein Plätzchen für die nächsten Stunden suchen. Die Stadt hatte zwei Notunterkünfte eingerichtet. In der Turnhalle einer Schule wurden Bierzeltgarnituren aufgestellt. Kinder vertrieben sich dort die Zeit mit Fußballspielen, andere machten Brettspiele, lasen Zeitungen, hatten Rätselhefte dabei, ein Student brütete über einer Semesterarbeit. Die Sanitätsdienste kümmerten sich unterdessen um warme Getränke und Essen.

Der Blindgänger war am Donnerstag auf einer Baustelle entdeckt worden. Es war bereits die zweite Bombe binnen zwei Wochen. Doch die US-amerikanische Fliegerbombe, die Anfang März entschärft wurde, verursachte weniger Aufwand. Sie war mit 75 Kilogramm wesentlich kleiner, die Sperrmaßnahmen blieben überschaubar. Neben dem 500-Kilo-Koloss wurde auf dem Gelände noch ein weiterer verdächtiger Gegenstand lokalisiert - womöglich eine dritte Bombe? Der Verdacht bestätigte sich aber nicht. Die Experten des Kampfmittelräumdienstes konnten sich auf den 500-Kilo-Blindgänger konzentrieren. Die Bevölkerung in der Sperrzone war seit Freitag mit Flugblättern informiert worden, dass sie für einige Stunden die Wohnungen verlassen muss. Fast ein Viertel der Neu-Ulmer war betroffen.

© SZ vom 19.03.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: