Besuch in Israel:Seehofers schwierigste Reise

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Bayerns Ministerpräsident, der gerade auch Bundesratspräsident ist, bricht nächste Woche nach Israel auf. Der Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem und die Gedenkfeier für die Opfer des Olympia-Attentats in Tel Aviv werden ihn herausfordern. Doch anders als seinen Vorgängern liegen Horst Seehofer die schwierigen Begegnungen.

Mike Szymanski

Die schwierigste Reise hat sich Ministerpräsident Horst Seehofer für den Schluss aufgehoben. Am 31. Oktober endet seine Zeit als Bundesratspräsident. In dieser Funktion war er schon in der Schweiz unterwegs, um sich über Formen der Bürgerbeteiligung und Speicherseen für die Energiewende zu informieren. Er reiste in die Niederlande und nach Belgien, in Polen war er auch schon. Aber keiner dieser Ausflüge stand so unter Beobachtung wie seine Reise nach Israel, zu der er am kommenden Montag aufbricht.

Die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem wird Ministerpräsident Horst Seehofer am Dienstag besuchen. Von einer früheren Reise hat er den Ort als "ungewöhnlich bedrückend" in Erinnerung behalten, wie er erzählt. (Foto: Amir Cohen/Reuters)

Vier Tage Israel. Seehofer weiß, was ihn erwartet. Diese Woche hat er bereits einen Eindruck davon bekommen, wie bedrückend die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit sein kann, wie wichtig es ist, sich doch immer wieder mit aller Kraft für die Versöhnung einzusetzen. Seehofer hatte am Mittwoch eine israelische Delegation in München empfangen.

Die Stadt erinnerte mit einer Gedenkfeier an das Olympia-Attentat vor 40 Jahren, als ein palästinensisches Terrorkommando das Quartier der israelischen Sportler überfallen hatte. Die Hinterbliebenen machen den deutschen Sicherheitsbehörden schwere Vorwürfe. "Menschlich bedrückend, politisch aber nicht belastet", beschreibt Seehofer die Stimmung. Er hatte am Mittwoch Gelegenheit, zwei Stunden lang mit Vize-Premier Silvan Schalom zu sprechen. "Es gibt ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen", sagt Seehofer. "Dann kann man auch darüber sprechen."

Die Olympia-Gedenkfeiern finden nun kommende Woche ihre Fortsetzung in Israel. In Tel Aviv wird am Mittwochabend ein weiteres Mal an die Opfer erinnert. Seehofer wird einen Kranz niederlegen und selbst auch kurz zu den Gästen sprechen. Es ist nicht der einzige Tag, der Seehofer herausfordern wird. Zuvor, am Dienstag, wird Seehofer die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem besuchen. In seiner Zeit als Bundeslandwirtschaftsminister war er schon einmal dort, ein Ort, den er als "ungewöhnlich bedrückend" in Erinnerung behalten hat, wie er erzählt. Gerade dort werde man sich der geschichtlichen Verantwortung in besonderer Weise bewusst. Begleitet wird Seehofer unter anderem vom KZ-Überlebenden Max Mannheimer, auch zwei Schüler aus Bayern werden der Delegation angehören.

Das Erinnern soll großen Raum auf Seehofers Reise einnehmen. Im Juli hatte Seehofer im einstigen Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz vor 50 Überlebenden eine Rede gehalten, die Eindruck machte. "Sie haben hier so viel verloren und so sehr gelitten. Sie haben das Grauen überlebt. Und dennoch kommen Sie immer wieder nach Flossenbürg", hatte Seehofer gesagt. Der Sprecher der Überlebenden empfand Seehofer Besuch als "Zeichen des Anerkennens und der Wertschätzung".

Olympia-Attentat 1972
:Gedenken an die Toten

Auf den Tag genau vor 40 Jahren, am 5. September 1972, haben palästinensische Terroristen bei den olympischen Spielen elf israelische Athleten als Geiseln genommen. An diesem Mittwoch gedenken zahlreiche Gäste vor dem Tower auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck dem Terror.

Es sind die schwierigen Begegnungen, die Seehofer liegen. Anders als seine Vorgänger, die wie Stoiber und Strauß immer auch versuchten, ein bisschen Weltpolitik zu betreiben, bewegt Seehofer eher im Kleinen. Gerade weil er seine Reisen nicht mit Erwartungen überfrachtet, war es Seehofer beispielsweise gelungen, im lange angespannten Verhältnis zu Tschechien für eine spürbare Annäherung zu sorgen. Andererseits war Seehofer auch schon in Brasilien unterwegs - ohne hinterher wirklich greifbare Ergebnisse mitgebracht zu haben.

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Die Israelis nehmen Seehofer ernst. Die politische Spitze des Landes trifft sich zu Gesprächen mit ihm. Parlamentssprecher Reuven Rivlin will sich Zeit nehmen, Regierungschef Benjamin Netanjahu und Staatspräsident Schimon Peres haben das auch vor. Bei diesen Begegnungen möchte sich Seehofer über die allgemeine politische Sicherheitslage informieren. Als Bundesratspräsident bringt er die Botschaft mit: "Wir unterstützen Israel, dass es friedlich und in sicheren Grenzen leben kann." Zum Abschluss seiner Israelreise besucht Seehofer die Palästinensergebiete. Dort werde er mit dem Premierminister Salam Fajad und dem PLO-Chefunterhändler Saeb Erekat sprechen, um sich " persönlich ein Bild von der Konfliktsituation zu machen".

Der CSU-Chef setzt mit der Reise eine lange bayerische Tradition fort: Schon Ex-Ministerpräsident Franz Josef Strauß besuchte 1963 Israel, auch Seehofers Vorvorgänger Edmund Stoiber setzte sich für eine gute Beziehung ein.

© SZ vom 08.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Olympia-Attentat 1972
:Gedenken an die Toten

Auf den Tag genau vor 40 Jahren, am 5. September 1972, haben palästinensische Terroristen bei den olympischen Spielen elf israelische Athleten als Geiseln genommen. An diesem Mittwoch gedenken zahlreiche Gäste vor dem Tower auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck dem Terror.

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