Berchtesgaden:Luchskadaver stammt von Alus

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Insider sind sich sicher, dass das Männchen gewildert wurde

Bei dem toten Luchs, der am Dienstag im Landkreis Berchtesgaden entdeckt worden ist, handelt es sich um das zehnjährige Luchsmännchen Alus, das seit zweieinhalb Jahren in der Region umhergestreift ist. Das hätten erste Untersuchungen des Kadavers ergeben, erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern. Unklar ist aber noch, wie der Luchs starb. Zwar habe man an dem Kadaver bislang keine Schusswundern oder andere eindeutige Spuren entdeckt. Es gebe allerdings Anhaltspunkte für "menschliche Manipulationen an dem Tierkörper", erklärte der Sprecher. Insider gehen indes fest davon aus, dass Alus von einem oder mehreren Wilderern getötet wurde. Als wichtigstes Indiz führen sie an, dass nur ein Teil des Kadavers entdeckt worden ist. Die Vorderläufe und der Kopf fehlen bisher - obwohl der Fundort akribisch nach ihnen abgesucht worden ist.

Die Umstände des Kadaverfunds sind ebenfalls makaber. Die Überreste von Alus wurden im Saalachsee, einem Stausee bei Schneizlreuth, entdeckt, der von der Saalach gespeist wird. "Und zwar von einem Baggerfahrer, der mit seiner Baumaschine Kies aus dem Gewässer herausgeholt hat", wie ein Experte sagt, der wegen der laufenden Ermittlungen nicht namentlich genannt werden will. Für ihn ist das der zweite Anhaltspunkt, dass Alus illegal getötet wurde. "Denn so ein Luchs geht nicht ins Wasser, kommt darin um und taucht dann als halber Kadaver wieder auf", sagt der Fachmann. "Den muss schon jemand zerteilt und hinein befördert haben. Wenn er ersteres nicht am Saalachsee selbst getan hat, sondern irgendwo anders, dann hat er halt den Kadaver später dort entsorgt." Die Polizei ermittelt wegen dieser Möglichkeit nicht nur im Landkreis Berchtesgaden, sondern wird sich auch mit den Ermittlungsbehörden im nahen Österreich in Verbindung setzen.

Der zehnjährige Alus war seit zweieinhalb Jahren im Grenzgebiet zwischen dem Pinzgau und dem Berchtesgadener Land unterwegs. Das Luchsmännchen stammte ursprünglich aus der Schweiz. Im April 2014 wurde es dort eingefangen und in das norditalienische Friaul verpflanzt, wo noch einige wenige Luchse leben. Um das Erlöschen der Gruppe zu verhindern, musste Alus in das Friaul umziehen - zur "Bestandsstützung", wie Biologen das nennen. Alus machte das aber nicht mit. Schon im Dezember 2014 verschwand er aus dem Friaul und tauchte erst im April 2015 in der 130 Kilometer entfernten Grenzregion zwischen dem Pinzgau und dem Berchtesgadener Land wieder auf.

© SZ vom 08.09.2017 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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