Berchtesgaden:Hubers Coup

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Dritter Nationalpark denkbar

Von Christian Sebald, Berchtesgaden

Inzwischen hat man sich ja an das Hin und Her in der CSU gewöhnt. Aber diese Ansage kam doch überraschend. Auf dem Festakt zum 40-jährigen Bestehen des Nationalparks Berchtesgaden bekannte Umweltminister Marcel Huber (CSU) am Mittwochabend, dass er persönlich sich durchaus einen dritten Nationalpark in Bayern vorstellen könne. Und zwar nicht am Rande eines Zwiegesprächs oder in einer vertrauten Runde. Sondern frank und frei vor allen Gästen in seiner Festansprache, in der er den Nationalpark Berchtesgaden natürlich über alles lobte. Dabei hatte die Staatsregierung doch erst am Tag zuvor auf der Zugspitze die Absage von Ministerpräsident Markus Söder an eben jenen dritten Nationalpark zementiert, über den sich Naturschützer auf der einen Seite und Bauern, Förster und große Teile der CSU auf der anderen in den vergangenen beiden Jahren heillos zerstritten haben.

Natürlich ist Huber Realist. Deshalb schickte er seinem Bekenntnis gleich hinterher, dass Bayerns dritter Nationalpark eben wegen der großen Widerstände derzeit nicht realisierbar sei. Sondern vielleicht erst in einigen Jahren. Aber er ließ keinen Zweifel daran, dass aus seiner Sicht der Freistaat wieder so große umweltpolitische Impulse braucht wie in den Siebzigerjahren. Damals war die Staatsregierung Vorreiter in Sachen Naturschutz. 1970 richtete sie das erste Umweltministerium - Huber zufolge "weltweit" - ein und gründete im Bayerischen Wald Deutschlands ersten Nationalpark. Im Jahr 1973 folgte das bayerische Naturschutzgesetz, 1978 der Nationalpark Berchtesgaden. "Wir müssen aufpassen, dass diese Dinge nicht zu selbstverständlich werden", mahnte Huber.

Man darf davon ausgehen, dass Huber seine Worte mit Bedacht gewählt hat. Denn er ist einer jener Politiker, die sich nur dann zu etwas bekennen, wenn sie fest davon überzeugt sind. Außerdem dürfte Huber seine Worte mit Söder abgestimmt haben. Zum einen, weil Söder das von seinen Ministern erwartet, wie Insider sagen. Zum anderen, weil Huber gewusst haben wird, dass er mit solchen Worten die nächste Runde im Streit um den dritten Nationalpark eröffnet. Zu dem Festakt waren alle möglichen Spitzenleute der Naturschutzverbände eingeladen. Für sie alle war Hubers Ansage die Ermunterung, im Ringen um den dritten Nationalpark keinesfalls nachzulassen. Zumal ja auch Söder den Nationalpark Berchtesgaden per Videobotschaft an die Festgesellschaft in höchsten Tönen gelobt hat.

© SZ vom 03.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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