Beckstein und Maget:Ein ungeliebtes Duell

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Premiere in Bayern: Warum Günther Beckstein kurz vor der Landtagswahl doch noch ein Fernseh-Streitgespräch mit Franz Maget wagt.

K. Auer und K. Stroh

Lange zögerte Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) mit der Zusage, sich seinem SPD-Herausforderer Franz Maget im Fernsehduell zu stellen. Damit würde Maget aufgewertet, so die Befürchtungen in der CSU-Zentrale, und das, obwohl die SPD bei Umfragen kaum über die 20 Prozent hinauskommt. Im Wahlkampf 2003 hatte Edmund Stoiber die Herausforderung noch kühl abgelehnt: Als Vertreter einer 50-plus-Partei müsse er sich doch nicht mit einem Franz Maget messen.

Der Regierungschef und sein Herausforderer: Günther Beckstein (CSU) trifft im TV-Duell auf Franz Maget (SPD). (Foto: Foto: AP, ddp)

Da aber TV-Duelle zuletzt auch vor den Landtagswahlen in Hessen, Niedersachsen oder Hamburg stattfanden, wollte Beckstein nicht absagen - es hätte ausgesehen, als ob er kneift. So sollte es am Donnerstagabend im Bayerischen Fernsehen doch noch zum ersten Fernsehduell in der bayerischen Geschichte kommen.

So sehr die CSU-Strategen anfangs Bedenken hatten - inzwischen sind manche froh und hoffen, vielleicht könne Beckstein mit einem guten Auftritt noch ein paar Stimmen holen. Zu holprig lief der Wahlkampf bislang. Es fehle ein zugkräftiges Thema, klagen viele CSU-Wahlkämpfer, das Spitzenduo der Partei entfalte keine Durchschlagskraft - vor allem die Auftritte von CSU-Chef Erwin Huber kommen auch bei den eigenen Leuten schlecht an. Weder gelinge es, die gute Bilanz der bayerischen Regierung darzustellen, noch eine Vision für die nächsten Jahre zu vermitteln. Die Wahlkampfveranstaltungen seien eher mäßig besucht.

CSU als Pannenpartei

Der einzige Wahlkampfschlager der CSU, die Forderung nach Wiedereinführung der Pendlerpauschale, hat sich mittlerweile totgelaufen; das lautstarke Eintreten für die Atomkraft ist mit den Pannen im Atomlager Asse still und leise eingestellt worden. Auch vom "Kreuzzug" gegen die Linkspartei will kein Christsozialer mehr etwas wissen.

Zudem unterliefen Beckstein in den vergangenen Wochen diverse Pannen. Erst verärgerte er die Bürger mit dem Satz, ein "anständiger Bayer" wähle die CSU. Und jüngst ließ er sich zu der Aussage hinreißen, dass man mit zwei Maß Bier noch Auto fahren könne - nach Protesten musste er zurückrudern. Seine Minister wies er angeblich an, noch möglichst viele Pressekonferenzen zu geben. Die Terminflut führt dazu, dass gute Nachrichten untergehen. Vergangene Woche beispielsweise kam Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) nach München und brachte 500 Millionen Euro für High-Tech-Projekte mit - doch fast kein Journalist schrieb darüber.

Unterdessen verschickt die Parteizentrale falsch adressierte Wahlwerbebriefe und schafft es nicht, den Wahlkampf auf dem Land in Schwung zu bringen. Umfragen, die die CSU bei 47 Prozent sehen, sowie Meldungen über neue Verluste der bayerischen Landesbank machen die Lage noch schlimmer für die Partei.

Redetraining vom Fernsehjournalisten

Keine einfache Ausgangslage für Beckstein vor dem Fernsehduell. Zwar sagen beide Kandidaten, die Begegnung sei "nicht wahlentscheidend". Um dem rhetorisch gewandten Maget gewachsen zu sein, ließ sich Beckstein am vergangenen Sonntag drei Stunden lang vom Münchner Fernsehjournalisten Ekkehard Mayr-Bülow trainieren. Manche in der CSU sagen, dies sei schon wieder ein Fehler: Mayr-Bülow ist kein Kommunikationstrainer oder Medienberater. Er ist Chefredakteur des privaten Programmanbieters "Camp TV", der das wöchentliche "Bayern-Journal" für RTL und Sat1 produziert. Mayr-Bülow ist dort für die landespolitische Berichterstattung zuständig. Eine pikante Doppelrolle.

Weil sie um die Bedeutung des TV-Duells wissen, rieten Parteifreunde Beckstein, es nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und vor allem ausgeruht im Studio zu erscheinen. Diesmal hörte er wohl auf den Rat; nur drei Termine absolvierte er am Donnerstag. Am frühen Abend sollte Schluss sein, dann werde sich der Ministerpräsident etwas ausruhen, hieß es aus der Staatskanzlei. SPD-Kandidat Maget ging die Sache noch ruhiger an. Er buk am Mittag einen Karpfen und ließ sich dabei von einem Lokalsender filmen. Dann zog er sich zurück. Nicht einmal seine Mitarbeiter wussten, wohin.

© SZ vom 19.09.2008/pir - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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